Wurden Hürden identifiziert, die bei der Einführung digitaler Geschäftsmodelle auf Basis kommunal erhobener Daten genommen werden müssen?

Ein grundlegendes Problem ist, dass Kommunen der Gesamtüberblick über den Datenbestand und die technische Infrastruktur fehlt. Weiterhin fehlt Wissen über die rechtliche Situation der Datenbestände, koordinierende Stellen und das Wissen, wie die bereits bestehenden Systeme und Datenbanken zu einem funktionierenden Gesamtsystem verknüpfen werden können, und zwar ohne die Alt-Systeme auszutauschen. Dabei existieren erprobte technische Konzepte aus dem DIN und der Smart City-Community an denen Kommunen sich leicht orientieren könnten.

Die erste Hürde liegt in der Bestandsaufnahme und deren Abbildung auf einer entsprechenden ­IT-Architektur Blaupause für Smarte Kommunen, um Potentiale und Lücken zu identifizieren. Weiterhin sollten Kommunen beim Aufbau des urbanen Datenraumes und der Entwicklung der ersten Umsetzungsszenarien alle relevanten Akteure einbeziehen. Auf EU- und Bundesebene ist außerdem die Schaffung eines klaren Rechtsrahmens für den Umgang mit Datenräumen dringend erforderlich. Man arbeitet dran.

Welche Erkenntnisse lassen sich aus den in der Studie untersuchten Fallbeispielen – Bonn, Dortmund, Emden und Köln – gewinnen bzw. inwiefern lassen sich bereits gemachte Erfahrungen auf andere Kommunen übertragen?

Einige Kommunen haben sich bezüglich der Ausgestaltung ihrer digitalen Agenda bereits Gedanken gemacht und Maßnahmen ergriffen. In der Regel steht die Entwicklung aber überall noch am Anfang und damit mehr oder weniger vor denselben Herausforderungen, ihren urbanen Datenraum zu definieren, ihre ­IT-Dateninfrastruktur aufzubauen, die Geschäftsmodelle und Szenarien zu entwickeln und dabei ihre Datensouveränität zu erhalten, Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten. Es fehlen zentrale Stellen mit entsprechendem rechtlichem, technischem und organisatorischem Know-how, die die Digitalisierung auf diese Weise vorantreiben. Kommunen brauchen technische Experten bei der Integration der Datenangebote, bei der Integration mit bestehenden Datenportalen und -plattformen auf Landes- und Bundesebene, bei der Realisierung der Interoperabilität auf Basis von Standards wie der DIN Open Urban Plattform oder den EIP SCC-Spezifikationen als auch bei der Übertragung von Use Cases und Szenarien aus der breiten Palette an Projekten.

Können ländliche Regionen vom urbanen Datenraum profitieren – gute Übertragungsraten im Datenverkehr vorausgesetzt?
Das Konzept des urbanen Datenraumes und der IT-Referenzarchitektur als Blaupause lässt sich einfach auf ländliche Kommunen übertragen. Technisch und organisatorisch gibt es keine Unterschiede. In ländlichen Regionen werden jedoch ­typischerweise andere Daten adressiert und andere Szenarien und digitale Dienste benötigt.

Wann, denken Sie, wird die Nutzung von Diensten und Produkten, die auf die Verwertung urbaner Daten zurückgehen, bundesweit selbstverständlich sein?
Wir befinden uns am Anfang. Wir erwarten sehr interessante Entwicklungen, aber es kann noch dauern und hängt zeitlich auch von der Klärung der heterogenen Rechtslage ab. Hier sollte man jedoch nicht abwarten. Eigeninitiative in Kommunen und Offenheit sowie Sensibilisierung gegenüber den Chancen und Risiken der Digitalwirtschaft sind auf jeden Fall zu empfehlen. Die Schaffung standardisierter Verträge mit der Datenwirtschaft sind nützlich als auch Round Tables mit kommunalen Akteuren zum Thema. Je eher Kommunen den Datenraum identifizieren, die IT-Infrastruktur aufbauen und vor allem konkret smarte Dienste erproben, und sich auch von internationalen Vorbildern inspirieren lassen, desto eher wird die Nutzung von Diensten und Produkten, die auf die Verwertung urbaner Daten zurückgehen hierzulande selbstverständlich sein.

Frau Cuno, herzlichen Dank für das Interview!           

Zurück Seite 1 | Zurück zu Seite 2 | Seite 3