Wie es im Monatsbericht des BMF vom August 2023 weiter heißt, stehe im Fokus des Projekts zunächst der Bund, aber ganz im Sinne von Multi-Cloud und föderaler Zusammenarbeit strebe das BMF zudem an, Cloud-Lösungen nicht nur für den Bund, sondern auch für Länder und Kommunen nachnutzbar zu machen. Das Projekt trage somit mittelbar dazu bei, gemeinsame Standards und verwaltungsübergreifende Schnittstellen für Cloud-Lösungen zu schaffen.
Die Nutzung von Cloud-Technologien erfordert nicht nur ein strategisches Gesamtkonzept, sondern auch ein „Governance-Design“. Entwicklung und Betrieb verschmelzen zu einer neuen Architektur (DevOps), Rollen und Prozesse verändern sich grundlegend. Es geht nicht nur um Migration bestehender Lösungen („cloud ready“), sondern auch darum, neue Software so zu entwickeln, dass sie in der Cloud funktioniert („cloud native“). Daneben bleibt das „Engineeren“ der Anforderungen und Entwicklungen („Software Lifecycle Management“) eine ständige Aufgabe, die zwar zu großen Teilen vom Cloud-Anbieter übernommen wird, aber auch einer Kontrolle durch die Anwender bedarf. So muss etwa sichergestellt werden, dass nicht nur technische Innovationen, sondern etwa auch neue Sicherheitsanforderungen des BSI oder Anforderungen der Datenschutzbehörden fortlaufend integriert werden. Eine weitere Herausforderung stellt die zunehmende Nutzung und Integration von Künstlicher Intelligenz dar.
Transformation und Kompetenzen
Da das Handlungsfeld komplex und die Entwicklung dynamisch ist, ist ein pragmatisches und agiles Vorgehen mit Pilotprojekten der öffentlichen Hand, nationalen/internationalen Kooperationen und lernenden Verfahren zu empfehlen. Neben dem Cloud-Service-Portal werden „Cloud Center of Excellence“ vorgeschlagen. Die Zeit für ein „Cloud-Gesetz“ ist noch nicht reif. Servicekataloge und definierte Anforderungen sowie differenzierte Sicherheits- und Datenschutzkonzepte bereiten den Weg. Vergabeverfahren und Verträge sind anzupassen. Die Verantwortung verbleibt beim Nutzer, sichere und ständige Verfügbarkeit sowie Resilienzstrategien sind daher von Bedeutung.
Bei allen Beteiligten erfordert das Cloud Computing neue Kompetenzen, die durch Schulung und Übung entwickelt werden müssen, bevor der Eintritt ins Cloud-Zeitalter, zumindest in den ersten Schritten, als erfolgreich angesehen werden kann. So hat etwa die Hessische Zentrale für Datenverarbeitung in ihrer Roadmap vier große Phasen der Cloud-Transformation vorgesehen:(12)
Auch wenn in Fachkreisen darauf hingewiesen wird, dass die Cloud-Transformation kein Stichtagsprojekt sei,(13) sind solche anspruchsvollen Ziele hilfreich, damit der öffentliche Sektor (in Deutschland) nicht wie bei anderen Projekten im Rahmen der Digitalisierung hinterherhinkt.
Es geht auch darum, Ängste und Hemmnisse im Zusammenhang mit der Nutzung von Cloud-Technologien abzubauen, die nicht nur im Hinblick auf die Sicherheit, sondern auch im Hinblick auf Wissens- und Kontrollverluste bestehen. Dazu hilft sicher eine schrittweise Erprobung. Bei häufigerer Übung und Wiederholung nehmen auch die sogenannten Transaktionskosten ab. In einem Aktionsplan wären die einzelnen Schritte zu erläutern, angefangen von der Klärung des Bedarfs, über die Festlegung der Anforderungen, die Auswahlentscheidung, die Integration in bestehende Systeme, die Kontrolle und Überwachung des Betriebs, die Verfolgung der Adaption und Weiterentwicklung sowie im Wege einer strategischen Gesamtbilanz die Funktionserfüllung und Wirksamkeit.
Angesichts des demografischen Wandels und der rasanten technischen Entwicklung geht es allerdings inzwischen bei der Einführung von Cloud-Technologien nicht mehr um die Frage des „Ob“, sondern nur noch um die Frage des „Wie“. Dabei sind Politik und Verwaltung Mut und Beharrlichkeit zu wünschen.
12 Milas, Einsele und Kohl: Auf dem Weg zu Wolke 7, in: INFORM „Innovationen“, Ausgabe 1/2022, Online-Magazin.
13 eGovernment Verwaltung digital: „Cloud-Transformation ist kein Stichtagsprojekt“, Interview mit Martin Schallbruch (CEO der govdigital eG).
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