Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) hat die Genossenschaft govdigital ein Minimum Viable Product eines Cloud-Service-Portals als zentralen Einstiegspunkt für Mitarbeitende der Kunden und der Cloud-Service-Anbieter entwickelt.(5)

In einer Online-Nutzerbefragung von govdigital, die auf der Jahrestagung des IT-Planungsrates im März 2023 vorgestellt wurde, wurden als wichtigste Ziele für die Cloud-Transformation genannt:

  • Beschleunigung der Entwicklung
  • höhere Verfügbarkeit
  • automatische Skalierung
  • höhere IT-Sicherheit
  • Kostensenkung bei Betrieb und Entwicklung sowie
  • Ausgleich von Personalengpässen.

Als TOP-Erwartungen wurden genannt:

  • einfache Bestellprozesse
  • schnelle Bereitstellung
  • Cloud-Services für die öffentliche Verwaltung
  • geprüfte Sicherheit
  • höhere Verfügbarkeit und
  • Integrationsfähigkeit.(6)

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bietet auf seiner Homepage umfassende Informationen für Cloud-Anbieter und -Anwender(7) sowie Tipps zur sicheren Nutzung von Cloud-Diensten(8) an. Weiterhin hat die Konferenz der unabhängigen Datenaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder Kriterien für souveräne Clouds vorgelegt.(9) Dazu zählen:

  • Nachvollziehbarkeit durch Transparenz
  • Datenhoheit und Kontrollierbarkeit
  • Offenheit
  • Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit sowie
  • regelmäßige Prüfung der aufgestellten Kriterien.


Strukturen und Services

Während es im privaten Bereich bei der Nutzung von Clouds vor allem um die Speicherung von Daten oder Fotos geht, lauten die häufigsten Anwendungsfelder im professionellen Bereich „Infrastructure as a Service“, „Platform as a Service“ sowie „Software as a Service“ bis hin zu „Every­thing as a Service“. Charakteristisch und quasi namensgebend für die Cloud ist, dass sie von außen nicht durchsichtig ist und sich zudem ständig verändert. So weisen etwa Marcus Milas sowie Janina Einsele und Alberto Kohl in einem gemeinsamen Beitrag darauf hin, dass die Zuordnung zu einem physischen Computersystem durch die Nutzung von Clouds nicht mehr möglich sei.(10) Leistungen aus unterschiedlichen Komponenten würden auf verteilten Systemen erstellt und „automatisch“ zusammengestellt.

Im Rahmen einer sogenannten föderalen Strategie werden für verschiedene Bereiche verschiedene Clouds in Anspruch genommen. Dabei gewinnen Standardisierung und Schnittstellenmanagement sowie Open-Source-Software an Bedeutung. Die Standardisierung bringt vor allem Effizienzvorteile mit sich: Individualität entsteht dabei durch die Kombination von Einzelbausteinen – kreative Neuschöpfungen benötigen wie bei KI jedoch zusätzlichen (menschlichen) Aufwand.

Unterschieden wird zwischen Public Clouds, Private Clouds oder Hybrid Clouds, wobei eine Risikobewertung, etwa bei sensiblen Daten auch dazu führen kann, dass weiterhin eine begrenzte eigene Serverkapazität für eigene Lösungen (sog. on premise) aufrechterhalten wird.

Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) verweist in seinem Monatsbericht vom August 2023(11) darauf, eine Private Cloud sei eine Art des Cloud-Computings, die die Funktionen einer Public Cloud biete, allerdings nur einer exklusiven Nutzergruppe, in diesem Fall der öffentlichen Verwaltung, zugänglich gemacht werde. Sie sei auf deren Bedürfnisse und Ziele ausgerichtet. Im Fall von Third-Party werde sie von einem externen Anbieter betrieben. Im Gegensatz dazu stehe eine Public Cloud grundsätzlich allen meist über das Internet zur Verfügung. Die IT-Betriebsplattform Bund des Informationstechnikzentrums Bund sei ein Beispiel für eine Private Cloud des Bundes.

Seit 2021 arbeitet der Bund unter Federführung des BMF an einem Prüfprojekt mit komplexen Fragestellungen zur Umsetzung einer Third-Party-Cloud, die exklusiv die IT-Services der Firma Microsoft der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung stellt. Dies war notwendig geworden, weil die Firma Microsoft angekündigt hatte, einige ihrer Produkte, vor allem das bekannte Office-Paket, ab 2029 nur noch als Cloud-Lösungen anzubieten.

Die dafür eigens gegründete sogenannte Delos Cloud, eine Tochter von SAP, an der auch Arvato beteiligt ist, stellt eine GmbH nach deutschem Recht dar. Microsoft ist mit seiner Cloudplattform Azure nur Technologiepartner, aber nicht selbst an der GmbH beteiligt. Auf diese Weise soll die Innovationskraft eines ausländischen Hyperscalers genutzt und gleichzeitig die digitale Souveränität Deutschlands gewahrt werden. Eine weitere Kooperation zum Aufbau einer Cloud am Standort Deutschland besteht zwischen T-Systems und Google. In einer Veranstaltung des Deutschen Vergabenetzwerks in Kooperation mit dem NEGZ am 7. Juni 2023 in Berlin wurden diese Perspektiven auch mit weitern Cloud-Anbietern wie Oracle, Amazon Web Services und Ionos diskutiert.


5 Weitere Informationen dazu in einer Pressemitteilung von govdigital.
6 Vgl. Martin Schallbruch: Umsetzung der Cloud-Transformation durch die öffentlichen IT-Dienstleister, 30.03.2023.
7 Informationen zum Thema Cloud-Computing auf der Website des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
8 Vgl. BSI (Hg.): Cloud-Dienste sicher nutzen. 11 Tipps zur sicheren Nutzung von Cloud-Diensten.
9 Vgl. Datenschutzkonferenz (Hg.): Kriterien für Souveräne Clouds. Positionspapier der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder vom 11. Mai 2023.
10 Vgl. Marcus Milas (Hessisches Ministerium für Digitales), Janina Einsele und Alberto Kohl (beide Hessische Zentrale für Datenverarbeitung): Auf dem Weg zu Wolke 7, in: INFORM „Innovationen“, Ausgabe 1/2022, Online-Magazin.
11 Bundesministerium der Finanzen (Hg.): BMF-Monatsbericht August 2023.


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