Im Rahmen des Arbeitskreises wurden eine Vielzahl von externen Einfluss- und internen Erfolgsfaktoren für die öffentliche Finanzkontrolle identifiziert. Wie bewerten Sie diese erarbeiteten Ergebnisse und welchen Faktoren schreiben Sie eine größere Bedeutung zu?
Der Arbeitskreis hat eine Vielzahl von externen Einflussfaktoren und internen Erfolgsfaktoren systematisch erarbeitet und in Beziehung gesetzt.

Dies hilft, Finanzkontrolle zu verstehen, vor allem aber auch zu erkennen, welche Entwicklungserfordernisse von außen auf uns wirken und wie wir intern darauf reagieren müssen.

Alle Faktoren sind wichtig und richtig. Man sollte keinen einzelnen herausheben. Aber da Sie mich fragen: Aus interner Sicht sind mir Ziele und Werte wie Vertrauen, Fairness, Neutralität, Praxisorientierung und die Zielsetzung, nicht das Spektakel, am wichtigsten. Als Hessischer Rechnungshof haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Verwaltung positiv mitzuverändern, Bürokratie weiter abzubauen, Kosten zu senken und die richtigen Leistungen in der richtigen Art und Weise für Bürgerinnen und Bürger anzubieten.

Die nächste Präsidentenkonferenz der Rechnungshöfe findet im Herbst statt. Inwiefern können Sie die erarbeiteten Arbeitskreisthesen als Beratungs- und Diskussionsgrundlage im Gremium miteinfließen lassen?
Wir werden die Erkenntnisse diskutieren. Das Besondere an dem Arbeitskreis war ja auch, dass er den Austausch zwischen Prüfern und Geprüften unterstützt hat. Das ist für Rechnungshöfe immer wichtig: einmal auch von außen den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Und es ist für die Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten der Rechnungshöfe deshalb so spannend, weil so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Rechnungshöfen und kommunalen Prüforganisationen an den Ergebnissen des Arbeitskreises mitgewirkt haben. Deshalb haben die Ergebnisse ja auch eine so hohe Praxisrelevanz.

Im Laufe der Arbeitskreissitzungen wurden unterschiedliche Themen im Kontext der innovativen öffentlichen Finanzkontrolle behandelt. Vor welchen Veränderungen steht die öffentliche Finanzkontrolle in den nächsten Jahren und welche dieser Veränderungen könnten als künftige Arbeitskreisthemen von hoher Relevanz sein?
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind m. E. die beiden Themen, die uns zukünftig am stärksten beschäftigen werden – zusammen mit der Bewältigung der aktuellen Corona-Pandemie und ihren Folgen.

Eine Pandemie ist nicht die Stunde der Finanzkontrolle, aber auch Finanzkontrolle kann in diesen Zeiten einen wichtigen Beitrag leisten: durch Beratung und Begleitung während der Krise und Prüfen nach der Krise. Dabei ist es allerdings wichtig, nicht im Nachhinein einfach schlauer sein zu wollen, sondern genau zu analysieren, was zum Zeitpunkt der Krise gut und was schlecht gelaufen ist. Ziel muss es sein, für die folgenden Krisen besser vorbereitet zu sein.

Durch den Digitalisierungsschub in der Krise haben sich aber auch unser Arbeitsabläufe verändert. Veränderte Prüfung bedeutet auch veränderte Prüfer, veränderte Methodik und neue Prüfungsfelder! So können Saldenbestätigungen, die früher manuell erstellt worden sind, vielleicht bald per Blockchain erfolgen. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung der Verwaltung an die Prüfung. Auch die Geprüften erwarten eine moderne, zeitgemäße und damit unaufwändigere Prüfung.

Auch das Thema Nachhaltigkeit führt zu neuen und veränderten Prüfungsfeldern für die Finanzkontrolle. Durch die Bonner Erklärung der Rechnungshöfe zur Prüfung der Nachhaltigkeit wurden teilweise neue Prüfungsmaßstäbe für bisher bereits vorhandene Prüfungsfelder gesetzt und generell das Thema Nachhaltigkeit als neues Ziel des staatlichen Handelns betont.

Um gemeinsam Standards und Maßstäbe für die Nachhaltigkeitsprüfung zu entwickeln, ist ein stärkerer Austausch innerhalb der öffentlichen Finanzkontrolle notwendig.   

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