„Unternehmensplattform Deutschland” - Startschuss für das Vorprojekt zu einer einheitlichen Plattform für Verwaltungsleistungen von Unternehmen

Vom Arbeitsamt bis zum Zoll – rund 130 Behördenkontakte hat jedes Unternehmen in Deutschland pro Jahr. Nur ein Bruchteil davon erfolgt bisher digital. Das soll sich ändern: Um digitale Verwaltungsleistungen möglichst effizient nutzen zu können, soll die „Unternehmensplattform Deutschland“ (UPD) künftig als Single-Point of Contact einen zentralen Einstieg zu den bundesweit verfügbaren Verwaltungsleistungen für Unternehmen ermöglichen und über ein zentrales Login des ELSTER-basierten Unternehmenskontos einfach erreichbar sein. Ein Schritt, der den Verwaltungsaufwand für Unternehmen deutlich senken wird.

Den ersten Ideen zur Plattform, die von Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und dem Bund gemeinsam entwickelt werden soll, folgt jetzt ein durch Mittel des Konjunkturpaketes finanziertes Vorprojekt mit dem Ziel, die Feinkonzepte für sechs Teilprojekte zu erarbeiten. Geplant sind dazu u.a. Digitalisierungslabore unter Einbeziehung der Wirtschaft.

Die AWV-Facharbeit mit dabei

Bereits bei der Erstellung des Konzeptantrags für das Vorprojekt leistete der AWV-Arbeitskreis 2.5 „Digitale Transformation im Personalwesen“ wichtige Beiträge. So ist die im Arbeitskreis schon länger verfolgte Idee einer Datendrehscheibe in die Konzeption der UPD eingeflossen. Mit der Datendrehscheibe soll die Voraussetzung geschaffen werden, Unternehmen und Verwaltungen direkt an das Unternehmensportal anzubinden. Auf diesem Wege können benötigte Daten unmittelbar von verantwortlichen Stellen, Unternehmen wie Registern, bereitgestellt und ausgetauscht werden, ohne für den Datenaustausch der einzelnen Fachverfahren untereinander jeweils eigene Schnittstellen etablieren zu müssen. Diese Erweiterung bildet die Grundlage für eine moderne Machine-to-Machine-Kommunikation und ermöglicht damit ganzheitliche Automatisierung von Prozessen und so eine umfassende Vereinfachung für alle Beteiligten.

Wirtschaftsverbände begrüßen das Vorhaben

In einer gemeinsamen Stellungnahme begrüßten die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) die Idee einer zentralen Unternehmensplattform als entscheidenden Schritt, um den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht zu werden. Gleichzeitig forderten sie in ihrem Schreiben die Schaffung wesentlicher Grundlagen:

  • rasche und bundesweit einheitliche Einführung des Unternehmenskontos, mit einer Verpflichtung zum Einsatz von Funktionspostfächern sowie einem Rechte- und Rollenkonzept
  • Modernisierung der Registerlandschaft
  • Einführung eines Digital-Checks für Rechtsvorschriften
  • Reduktion von Schriftformerfordernissen
  • Einbindung der Wirtschaft von Anfang an

Die Stellungnahme finden Sie online unter: https://bdi.eu/publikation/news/zentrale-unternehmensplattform-fuer-deutschland/.

Für diese Themen engagiert sich die AWV schon länger: Der AWV-AK 2.5 setzt sich – ausgehend von Erfahrungen im personalwirtschaftlichen Umfeld – für konsequente und ganzheitliche Digitalisierungslösungen an der Schnittstelle von Wirtschaft und Verwaltung ein. So begleitete etwa das AWV-Thementeam 2.5.6_E „Unternehmenskonto“ die Länder Bremen und Bayern mithilfe eigens entwickelter Use Cases bei der Ausgestaltung des Unternehmenskontos.

Aber auch an Vorschlägen und Lösungsansätzen für aktuell noch bestehende, digitalisierungshemmende Schriftformerfordernisse und fehlende Standardisierungen wird in mehreren AWV-Arbeitskreisen gearbeitet.

Als neutrale Plattform setzt sich die AWV für ein ganzheitliches Vorgehen unter Einbeziehung aller Beteiligten für eine zukunftsorientierte Digitalisierung ein. Nur mit einem „Blick über den Tellerrand“ kann die große Chance genutzt werden, bürokratiearme, effiziente und praxistaugliche Verfahren zu entwickeln, die allen Seiten langfristig Vorteile bieten und Deutschland wettbewerbsfähig halten.

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