Nachgefragt: Der Vorsitzende des AWV-Fachausschusses 6 "Informationswirtschaft", Dr. Hubert Salm (OIA, Düsseldorf), im Interview

Wie kamen Sie zur AWV?
Bei der AWV bin ich jetzt seit ungefähr 30 Jahren. Damals bin ich zur AWV aus demselben Grund gekommen, warum ich heute immer noch, als Leiter des Fachausschuss 6 "Informationswirtschaft", dabei bin: Ich will auf dem neuesten und besten Informationsstand in den Themenbereichen digitale Dokumente und digitale Archive sein.

In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben wir den Übergang von der analogen Speicherung von Dokumenten vom Mikrofilm auf digitale Speicher diskutiert. Mein damaliger (öffentlich-rechtlicher) Arbeitgeber hatte mich zum Projektleiter eines für die damalige Zeit sehr ambitionierten Projektes zur Digitalisierung eines Pressearchivs gemacht. Damals wie heute war die AWV daher für mich die erste Adresse, um Wissen und Kontakte zu bekommen und Best Practice-Projekte kennenzulernen.

Wo sehen Sie die AWV in fünf Jahren?
Natürlich ganz vorne. Aber lassen Sie mich die Antwort doch bitte auf den Fachausschuss 6 beziehen, wo werden wir in fünf Jahren stehen, welche Fragen haben wir zu beantworten? – Natürlich werden wir im FA 6 auch noch in fünf Jahren die Prozesse betrachten, um Informationseinheiten, Dokumente sinnvoll zu organisieren, zu bearbeiten zu speichern und wiederaufzufinden und wir werden uns, ebenso wie heute, mit den verfügbaren technischen Grundlagen befassen, um zu verstehen, wie wir unsere Informationsprozesse optimal organisieren können.

Betrachten wir die Entwicklung in den letzten 50 Jahren einmal nicht kleinteilig, sondern über die Jahrzehnte hinweg, lässt sich einigermaßen prognostizieren, wo wir in fünf Jahren stehen werden:

  1. Wir werden, wie heute schon absehbar, keine Diskussionen um Größenrestriktionen wegen Speicherplatzproblemen führen. Speicher ist Rohstoff, der wie bei allen anderen Produkten einen Teil des Gesamtpreises ausmacht und kalkuliert werden muss… whatever it takes.

  2. Das Netz ist der Speicher. Daten sind überall. Uns wird heute schon zunehmend klar, dass wir Daten nicht als fest lokal zu verortende Einheiten begreifen können, sondern als dynamische Informationswolke, die sich gemäß dem individuellen oder organisationsspezifischen Bedarf bewegt. Hier heißt es: nur nicht den Überblick verlieren. Wir werden als AWV daran mitarbeiten, für die notwendige Daten- und Rechtssicherheit zu sorgen, ohne die Produktivität zu behindern.

  3. Daten und Netz sind direkt mit der Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaft und der Personen in unserer Gesellschaft verbunden. Die Sicherung der Netz- und Datenstabilität im europäischen und weltweiten Verbund ist ein weiteres großes Thema, das wir in den kommenden Jahren bearbeiten werden.

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