Die Referentinnen und Referenten der 7. AWV-Fachtagung Verrechnungspreise geben Einblicke in die Inhalte ihrer Workshops und Diskussionrunden.
Programm
Impulsvortrag: Bedeutung des Verfahrensrechts bei der Verteidigung von Verrechnungspreisen | Dr. Michael Puls, PwC
Zweite Podiumsdiskussion: Digitalisierung der Steuerfunktion und Künstliche Intelligenz
Moderatoren
Julia Stoltenberg, SAP, und David Schallenberg, Bayer
Diskutanten
- Magdalena Bonna, KPMG
- Miriam May, WTS
- David Schallenberg, Bayer
- Julia Stoltenberg, SAP
WS 1 Hands on mit KI: KI Tools live erleben und verstehen
Moderatoren
- Boris Lücking, SAP
- Tim Schwarzmeier, Bayer
WS 2 DEMPE und IWG: Steuerliche Herausforderungen und Lösungsansätze
Moderatoren
- Avni Dika, Syngenta
- Günter Morlock, Zentrales Konzernprüfungsamt, Stuttgart
- Oliver Wehnert, EY
Slogan
Ist die Anwendung der DEMPE-Regelungen für Steuerpflichtige rechtssicher möglich?
Meistdiskutierte Themen
- DEMPE lediglich klarstellende Fortentwicklung von "substance over form" oder neues Regelwerk?
- Können Steuerpflichtige die Zuordnung von Einkünften aus immateriellen Wirtschaftsgütern in den gegebenen, globalen Konzernstrukturen noch kontrollieren?
Wichtigste Erkenntnisse
- Unterschiedliche Auffassungen zur rückwirkenden Anwendung der DEMPE-Regelungen
- Einigkeit über die Komplexität der Regelungen in der Anwendung auf Lebenssachverhalte.
WS 3 Navigieren im neuen Umfeld: Margensteuerung und Amount B
Moderatoren
- Jorge Ramirez Dorantes, Henkel
- Klaas Pannewig, Merck
- Dr. Richard Schmidtke, Deloitte
Slogan
Komplexität trifft Simplifizierung: Amount B im internationalen Umsetzungsdschungel!
Meistdiskutierte Themen
- Komplexität der Amount B Regelungen trotz der Zielsetzung der Vereinfachung
- Unsicherheit hinsichtlich der Implementierung in den einzelnen Staaten
Wichtigste Erkenntnisse
- Das Ziel von Amount B ist sinnvoll, die Umsetzung stellt die Unternehmen jedoch vor Herausforderungen
- Potential von Amount B als allgemein akzeptierter Safe Harbor ähnlich der Regelung zu den Low-Value Adding Services der OECD
WS 4 Steuerliche Aspekte im Kontext von Mobilität ohne Grenzen
Moderatoren
- Christian Danner, Boehringer Ingelheim
- Maite Schachtebeck, Robert Bosch
Slogan
Mobile Workforce über Grenzen hinweg: Steuerliche Herausforderungen und Prozesse gemeinsam bewältigen!
Meistdiskutierte Themen
1. Workation – temporäres Arbeiten aus dem Ausland
- Wie lässt sich Flexibilität mit steuerlicher und rechtlicher Compliance vereinbaren?
- Welche Länder, Zeiträume und Tätigkeiten sind unkritisch?
- Wie kann ein Tool helfen, Risiken automatisiert zu prüfen?
2. Cross Border Staffing – dauerhafte Stellenverlagerung ins Ausland
- Welche steuerlichen Risiken entstehen bei dauerhafter Tätigkeit im Ausland?
- Wie wird zwischen unkritischen und kritischen Fällen unterschieden?
- Wie werden die Fälle im Unternehmen identifiziert?
- Welche Rolle spielt HR im Prozess?
Wichtigste Erkenntnisse
1. Flexibilität ist gefragt – aber nicht um jeden Preis.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, den Wunsch nach ortsunabhängigem Arbeiten zu ermöglichen, ohne steuerliche, rechtliche oder organisatorische Risiken einzugehen.
2. HR und Tax müssen enger zusammenarbeiten.
Die Verantwortung für die Bewertung und Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle liegt nicht allein bei der Steuerabteilung – HR spielt eine zentrale Rolle im Prozess und Kommunikation.
WS 5 Finanztransaktionen und § 1 AStG: Neue Herausforderungen und Lösungsansätze
Moderatoren
- Roland Bodenstein, KION
- Dr. Arwed Crüger, BDO
- Dr. Stefan Greil, Bundesministerium der Finanzen
Slogan
Wer hat da am Zins gedreht?
Meistdiskutierte Themen
- Die Frage des anzuwendenden Ratings.
- Die Dokumentation des Darlehenszwecks sowie die Frage der Verlängerung von Darlehen
- Die Umsetzung / Dokumentation der zusätzlichen Vergütung bei IC Darlehen für den eigentlichen Funktions- und Risikoträger.
Wichtigste Erkenntnisse
Die Problematik bei der Umsetzung / Dokumentation der zusätzlichen Vergütung bei IC Darlehen für den eigentlichen Funktions- und Risikoträger und wie das steuerlich akzeptiert wird.
Interaktiver Workshop I – Freie Diskussion zu Verrechnungspreisen in der neuen Welt des Protektionismus
Impulsgeber
- Guido Knaack, Covestro
- Prof. Jobst Wilmand, Deloitte
Slogan
Der neu erstarkte Protektionismus - ein alarmierender Weckruf für die europäischen Nationalstaaten
Meistdiskutierte Themen
- Protektionismus wird durch die aktuelle Zoll-Debatte in der Öffentlichkeit besonders deutlich, umfasst aber viel mehr als "nur" Zölle, bspw. diverse Quellensteuern, (Steuer-) Gesetze mit Bevorzugung lokaler Unternehmen, Fiktion steuerlicher Betriebsstätten, Investitionsunterstützungen für nationale Unternehmen, etc.
- Es wird erwartet, dass der zunehmende Protektionismus zu einer stärkeren Regionalisierung von Wertschöpfungsketten, und daraus resultierenden Funktionsverlagerungen, führen wird, die sich auch mittelfristig nicht mehr umkehren lassen werden.
- Nur durch gemeinsames Agieren und Kooperation werden sich die EU Staaten international behaupten können. Um Wohlstand und Arbeitsplätze in der EU zu sichern, sollten Investitions-Hemmnisse, wo möglich, reduziert werden, die EU Staaten zusammenarbeiten, und Unternehmen von der Verwaltung als Partner begriffen werden.
- Bzgl. der konkreten Berücksichtigung von Zöllen bei der Verrechnungspreissetzung wurde darauf hingewiesen, dass potentielle kurzfristige Margenreduktionen nicht den betroffenen Unternehmen zur Last gelegt werden dürften; mittel- und langfristig werden prohibitiv hohe Zölle das Geschäft - zum Nachteil der betroffenen Unternehmen - zum Erliegen bringen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Protektionismus ist nicht neu, hat aber durch die aktuelle US Politik eine viel höhere Brisanz bekommen, und geht weit über Zölle hinaus. Dabei hat Protektionismus signifikanten Einfluss auf die Wertschöpfungsketten und betrifft alle internationalen Unternehmen; wenn nicht unmittelbar dann mittelbar über Kunden und Lieferanten.
- Innerhalb der EU müssen die Länder an einem Strang ziehen und auch administrative Komplexität und Kostentreiber reduzieren, um attraktive zu bleiben. So ist z.B. der Anteil der Körperschaftssteuereinnahmen in Deutschland mit ca. 5% der gesamten Steuereinnahmen ein Vielfaches geringer als der Anteil der Lohnsteuereinnahmen; jedoch schrecken nicht zuletzt die hohen Unternehmenssteuersätze und das komplexe Steuerrecht potentielle Investoren aus dem In- und Ausland ab.
- Die aktuelle Situation muss insofern ein Weckruf für die EU sein, stärker zusammen zu rücken, zu kooperieren und gemeinsam mutige (Steuer-) Reformen anzugehen.
WS 6 Verrechnungspreise neu denken: Wie KI-Tools praktische Probleme lösen
Moderatoren
- Dominic Bosch, Bayer
- Yaroslav Lindyuk, PwC
- Klaas Pannewig, Merck
Slogan
Intelligente Unterstützung, jedoch (noch) keine Wunderwaffe – das ist KI in der praktischen Verrechnungspreisarbeit!
Meistdiskutierte Themen
- Chancen und Limitationen der KI in der Verrechnungspreis-Praxis: Welche Potenziale bietet KI, und wo liegen ihre Grenzen?
- Praktische Anwendungen der KI: Wo und wie lässt sich KI bereits effektiv in der Praxis einsetzen?
- Einsatz von KI bei der Erstellung von Verrechnungspreisdokumentationen: Welche Vorteile und Herausforderungen ergeben sich dabei?
Wichtigste Erkenntnisse
Die heutigen KI Large Language Modelle bieten Verrechnungspreis-Praktikern die Möglichkeit, effizient und effektiv zu arbeiten. Sie können beispielsweise bei der Erstellung von Verträgen und der punktuellen Aktualisierung von Verrechnungspreisdokumentationen eingesetzt werden.
Um jedoch einen systematischen und flächendeckenden Einsatz im Konzern zu gewährleisten, wie etwa das standardisierte jährliche Update von Local Files, ist die Integration mit weiteren IT-Programmen und Schnittstellen zu Konzerndaten notwendig. Diese Integrationen müssen typischerweise im Rahmen umfangreicher IT-Projekte realisiert werden.
WS 7 Funktionsverlagerungen: praktische Implikationen der aktuellen Rechtsprechung
Moderatoren
- Avni Dika, Syngenta
- Günter Morlock, Zentrales Konzernprüfungsamt, Stuttgart
- Oliver Wehnert, EY
Slogan
Funktionsverlagerungsbesteuerung - eine never ending story
Meistdiskutierte Themen
- Anwendbarkeit der jüngsten Rechtsprechung auf die gesetzlichen Neuregelungen ab 2022.
- Diskussion über die Auslegung des alten vs. des neuen § 1 Abs. 2 S. 1 AStG.
- Wie sind Kündigungsfristen von Verträgen im Funktionsverlagerungskontext zu berücksichtigen?
Wichtigste Erkenntnisse
In vielen Fragen bestand Einigkeit bei der Podiumsdiskussion. Das Thema Funktionsverlagerungen wird aber ein bedeutsames Feld im Betriebsprüfungskontext bleiben.
WS 8 Erfahrungsaustausch zu MAPs, APAs und Joint Audits: Best Practices und Herausforderungen
WS 9 Verrechnungspreisdokumentation neu gedacht: Shared Service Center und technologische Lösungen
Interaktiver Workshop II – Freie Diskussion zu praktischen Erfahrungen mit Key Jurisdictions
Impulsgeber
- Jana Hess-Mähnert, Evonik Industries
- Christian Jahnke, Evonik Industries
Slogan
Verschiedene Länder - immer wieder die gleichen Themen?
Meistdiskutierte Themen
- Welche Länder stellen uns vor die größten Herausforderungen im TP- Bereich?
- Wie gehen andere Unternehmen damit um?
- Kann man Trends in der Entwicklung sehen?
Wichtigste Erkenntnisse
Als Key Jurisdictions (Länder mit großen Herausforderungen) wurden genannt: Brasilien, China, Indien, Korea, aber auch Italien und Frankreich.
Herausforderungen sind insbesondere der Nachweis des Benefit Tests und Umgang mit Jahresendanpassungen.