Navigieren, kommunizieren, planen: Das Potential von Geodaten

AWV-Interview mit Dr.-Ing. Andreas Illert, Referatsleiter GI 1 – Grundsatz, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main
















Herr Dr. Illert, in der Vorbereitung auf das Interview haben wir festgestellt, dass es im Bereich der Geodaten eine 2,5-Dimension gibt. Das allein schon ist faszinierend! Was begeistert Sie an Ihrem Fachgebiet am meisten?

Der Anstoß zur Beschäftigung mit Geodaten kam schon früh durch meine Begeisterung für Landkarten. Während des Studiums der Geodäsie zeigte sich dann die enorme Bandbreite der Fachdisziplin, von der Astronomie über Vermessung bis hin zur Fernerkundung und Informatik. Mit dem Einstieg in den Beruf erweiterte sich der Horizont noch mehr durch die Verbindungen zu anderen Fachdisziplinen, die Karten und Geodaten für ihre Zwecke verwenden.

In den letzten Jahrzehnten haben sich dann die technischen Möglichkeiten rasant weiterentwickelt. Geodaten stehen plötzlich im Fokus der Innovation. 2,5-D ist da schon ein alter Hut. Darunter versteht man flache Karten plus Geländehöhe. Die Geoinformatik modelliert inzwischen echte 3-D-Daten, zum Beispiel Gebäude einschließlich der Innenräume. Mit der Veränderung über die Zeit kommt die vierte Dimension ins Spiel. Die klassische Landkarte wird bei dieser technischen Entwicklung fast zum Nebenprodukt.

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) veröffentlicht Daten auf Open-Data-Portalen. Welches sind konkrete Anwendungsgebiete der von Ihnen zur Verfügung gestellten Daten? Welche Nutzergruppe greift am häufigsten auf die vom BKG bereitgestellten Daten zurück – Bürgerinnen und Bürger, Personen aus der Wissenschaft, aus Unternehmen oder aus Verwaltungen?

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie versorgt die Bundesverwaltung mit Geodaten aller Art und unterstützt die Nutzer bei der Anwendung der Geodaten. Die Kompetenz des BKG reicht dabei von der hochgenauen Positionsbestimmung mit Satellitenverfahren bis hin zur Georeferenzierung von Registern der Statistik. Das Angebot des BKG an Geodaten ist dabei ebenso vielfältig wie die Bandbreite der Anwendungen. Mit digitalen Landschaftsmodellen lassen sich Planungen und Analysen durchführen. Luftbilder und Satellitenbilder verschaffen einen Eindruck von der aktuellen Situation. Georeferenzierte Adressdaten und Hauskoordinaten sind unverzichtbar, wenn die Daten der Statistik über ihren Raumbezug ausgewertet werden.

Um den Bedarf der Bundesverwaltung zu decken, greift das BKG vor allem auf Daten der Landesvermessungsämter zurück. Die Bundesländer sind in Deutschland zuständig für die amtliche Kartographie und das Kataster. Somit werden die topographischen Karten und die entsprechenden Geodaten durch die Vermessungsämter der Länder erstellt und fortlaufend aktualisiert. Das BKG stellt in Abstimmung mit den Ländern die Übersichtskarten und Amtlichen Geodaten in den Maßstäben 1:200000 und kleiner her. Diese durch das BKG er-stellten Übersichtsdaten gibt der Bund entsprechend seiner Open-Data-Politik geldleistungsfrei ab. Die detaillierten Daten der Länder sind nur in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Berlin und Hamburg als offene Daten verfügbar. Alle anderen Bundesländer verlangen Gebühren. Der überwiegende Teil der Amtlichen Geodaten in Deutschland ist daher nicht Open Data.

Nutzer der Amtlichen Geodaten sind in erster Linie die Einrichtungen der Verwaltungen selber, zur Erfüllung ihrer staatlichen Aufgaben. Unternehmen der Industrie lizenzieren Amtliche Daten, wenn sie hohe Qualität und Nachhaltigkeit benötigen. Bürger greifen dagegen eher auf die kostenlosen Dienste von Anbietern wie Google zurück. Indirekt gehören jedoch auch die Bürger zu den Endnutzern von Amtlichen Geodaten, da zahlreiche Informationsangebote des Staates auf der Basis von Amtlichen Geodaten erstellt und präsentiert werden.

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Bild: Pixabay, Dariusz Sankowski