Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung trägt den Titel „Mehr Fortschritt wagen“. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat ehrgeizige Pläne. Laut Bundeswirtschaftsminister Habeck soll die „Transformation“ Deutschlands zu einer „klimaneutralen Volkswirtschaft“ im Vordergrund stehen. Wie kann die AWV als neutrale Plattform zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Drittem Sektor hier unterstützen?

Werner Schmidt: Aktuell hat der Vorstand der AWV mit Unterstützung der Facharbeit ein Positionspapier erarbeitet, das ganz konkrete Vorschläge zum Koalitionsvertrag umfasst. Wir bringen den notwendigen Elan mit, die Themen anzupacken, die die digitale Transformation vorantreiben. Die AWV bietet die ideale Plattform, um alle Beteiligte an einen runden Tisch zu bringen. Wir versammeln alle Inter­essen, ohne dabei eine bestimmte Interessenvertretung darzustellen. Vielmehr bleiben wir in der Sache neutral, um Ergebnisse zu erzielen. Und unsere Arbeit zeigt, dass es sich lohnt, sich über einen gewissen Zeitraum hinweg für eine Sache zu bemühen, denn am Ende steht das konkrete Ergebnis. Und an den Ergebnissen unserer Arbeit wollen wir uns messen lassen.

Christoph Verenkotte: Ich bin mir sicher, dass die AWV mit ihren Themen sich sehr gut in die Realisierung des Koalitionsvertrags einbringen kann und dazu auch Gelegenheit bekommen wird. Neben den vielen Hinweisen aus der Facharbeit auf konkrete Desiderate der Wirtschaft oder notwendige Änderungen rufen die geplanten ex-ante und ex-post-Praxischecks für Gesetze und das geplante Bürokratieentlastungsgesetz BEG IV geradezu nach Einbindung der AWV. Im Übrigen ist der Passus aus dem Koalitionsvertrag – „Auch die Wirtschaft soll in der Verwaltung einen Verbündeten haben“ – quasi das Credo der AWV-Facharbeit, die – Werner Schmidt hat es ja schon mehrmals gesagt – sich nicht umsonst auch als neu­trale Plattform zwischen Wirtschaft, Verwaltung und dem Dritten Sektor bezeichnet. Dabei geht es – wieder einmal – um die Praxisorientierung. Politische Ziele wollen umgesetzt werden. Programme schreiben ist einfacher als die Dinge praktisch auf die Straße zu bringen. Da kann die AWV mit den vielen überaus engagierten Praktikerinnen und Praktikern sehr gut helfen.

2026, also das Jahr, in dem die AWV 100 Jahre alt wird, ist nicht so weit entfernt. Die berühmte Schlussfrage: Wo sehen Sie die AWV in vier Jahren?

Werner Schmidt: Bei der Webkonferenz anlässlich des 95-jährigen Bestehens der AWV im September 2021 war es für mich beeindruckend zu sehen, mit welchem persönlichen Engagement sich die Beteiligten aus der Facharbeit eingebracht haben. Da war echte Euphorie zu spüren. Und man spürt in den einzelnen Gremien die starke Identifikation mit den fachlichen Themen. Mit diesem Selbstverständnis und diesem persönlichen Engagement in der Facharbeit mache ich mir um die nächsten hundert Jahre AWV keine Sorgen!

In vier Jahren sehe ich die AWV genauso lebendig wie heute. Ich hoffe, wir können den Weg, auf dem wir uns heute befinden, konsequent fortsetzen und bei der 100-Jahr-Feier auf weitere neue Leuchttürme, an denen wir beteiligt waren, zurückblicken. Dabei muss das Ergebnis im Vordergrund stehen und nicht die Rolle, die man dabei gespielt hat.

Christoph Verenkotte: Das sehe ich ähnlich. Auch ich wünsche mir, dass die AWV in den nächsten vier Jahren weiterhin eine zentrale Plattform für die verschiedenen Sektoren bietet, dass die AWV aus den Modernisierungsbestrebungen von Staat und Verwaltung nicht wegzudenken ist und ihre Neu­tralität weiterhin Expertinnen und Experten davon überzeugt, sich in unserem Netzwerk zu engagieren. Und, wenn ich mir die vielfältigen Aktivitäten der AWV-Fachgremien anschaue, bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird. Etwas Optimismus in diesen Zeiten schadet nichts.   

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