Die Facharbeit der AWV lebt vom Engagement und Wissen wie auch von der Praxiserfahrung der ehrenamtlich aktiven Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Verwaltung, dem Dritten Sektor und der Wissenschaft. In hochspezialisierten Themenfeldern ist Fachwissen ein kritischer Faktor für erfolgreiche Ergebnisse. Ist das Ehrenamt hier noch ein aktuelles Konzept?

Werner Schmidt: Ausdrücklich: Ja! In der AWV sind sowohl die Vorstände als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Facharbeit ehrenamtlich aktiv. Natürlich ist deren Arbeit auch von dem Willen getrieben, Dinge zu verändern und konkrete Ergebnisse zu erzielen. Aber der Grundgedanke hinter der Arbeit der AWV ist, dass ihre Ergebnisse allgemein darstellbar sind. Das mag für den Einzelnen manchmal ein Spagat zwischen eigenen Interessen und Neutralität sein, aber für die AWV ist eben genau die Orientierung an der Sache entscheidend. Und alle Beteiligten sind motiviert, dieses Konstrukt weiter zu nutzen, auszubauen und am Leben zu erhalten. Es macht einfach Spaß! An dieser Stelle muss ich einfach den oft schon bemühten Satz wiederholen: Wenn es die AWV in dieser Form noch nicht gäbe – wir müssten sie erfinden!

Christoph Verenkotte: Da stimme ich Werner Schmidt voll und ganz zu! Ehrenamtliches Engagement kostet Zeit und Mühe, aber die Beteiligten haben auch etwas davon. Auch das BVA profitiert vom ehrenamtlichen AWV-Engagement: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BVA engagieren sich in der Facharbeit der AWV und ziehen einen Mehrwert etwa aus den neuen Erkenntnissen, die sie im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Verwaltungen, aber auch aus der freien Wirtschaft oder der Wissenschaft gewinnen. Das ist eine Win-win-Situation für alle und ich freue mich, dass viele Verantwortungsträger dies genauso sehen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Arbeit in den Arbeitsgruppen der AWV freistellen.

Vor der Corona-Pandemie galten die Digitalisierung, der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel als zentrale Herausforderungen für den Standort Deutschland, die sich als Themen in den verschiedensten Gremien der AWV-Facharbeit wiederfanden. Haben sich die Themen und Ziele der AWV-Facharbeit in Deutschland durch Corona aus Ihrer Sicht verändert?

Werner Schmidt: Wie überall auf der Welt hat sich auch die Arbeitsweise der AWV durch die Corona-Pandemie geändert – aber nicht zu Lasten der Inhalte. Der AWV ist es auch in Pandemiezeiten gelungen, ihre Themen weiter nach vorne zu bringen. Coronabedingte Themen sind noch dazugekommen: Beispielsweise sind aus unserer Facharbeit wichtige Hinweise zu den Themen Kurzarbeitergeld oder Corona-Hilfen gekommen.

Durch die Corona-Krise hat der Bürokratieabbau in Richtung Digitalisierung zusätzlichen Schub erhalten. Die AWV, die sich ja bereits 1926 den Bürokratieabbau auf die Fahne geschrieben hat, nutzt diesen frischen Rückenwind, um an konkreten Themen weiterzuarbeiten.

Christoph Verenkotte: Die AWV war auch deshalb fachlich und operativ den Herausforderungen durch Corona gewachsen, weil der Vorstand seit 2018 eine Digitalisierungsstrategie für die Facharbeit und die interne Arbeit der Geschäftsstelle entwickelt hat. Das hat sich in Coronazeiten sehr bewährt: Es gab nahezu keine qualitativen oder terminlichen Verluste durch Corona. Und das ist auch ein Verdienst der engagierten Geschäftsführung der AWV und ihrer motivierten Referentinnen und Referenten. Da kann man nur danke sagen.

Aber was auch sicher ist: Gerade die ehrenamtliche Facharbeit lebt auch vom vertrauensvollen persönlichen Umgang miteinander, und da können wir nur hoffen, dass das bald wieder geht.

Wenn ich an mein eigenes Haus denke, kann ich sagen, dass die Situation für die öffentliche Verwaltung eine besondere Herausforderung war. Wir haben einfach gemerkt, dass wir in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland noch nicht so weit sind mit der Digitalisierung, wie es in einer solchen Situation hilfreich gewesen wäre. Nicht einmal die elektronische Akte war flächendeckend verfügbar. Jahrelang hat man schlicht und einfach zu wenig investiert. Ob man die Lektion für die Zukunft gelernt hat, wird man sehen.

Auch die Führungskräfte mussten dazu lernen. Führen auf Distanz war für viele etwas Neues, aber auch eine positive Erfahrung: Es geht, auch wenn der Aufwand größer ist. Ziele vereinbaren, Vertrauenskultur und verstärkte und sehr regelmäßige Kommunikation sind enorm wichtig dabei. Letztlich hat es den Bewusstseinswandel gefördert und die kleine Erkenntnis, dass manches auch ohne Dienstreise geht, ist ja nicht negativ.

Zurück zu Seite 1 | Seite 2 | Weiter zu Seite 3