Daten sind eine wichtige Triebkraft der Wirtschaft im digitalen Zeitalter. Es entstehen auch immer mehr digitale Services, die auf Geoinformationen basieren, z.B. im Bereich Mobilität. Welches Innovationspotential haben Geoinformationen für die Wirtschaft generell?

Der Wert von Geodaten ist eine Größe, bei deren numerischer Bestimmung sich selbst Fachleute schwer tun. Wir sind es heute gewohnt, Karten und andere ortsbezogene Dienstleistungen im Internet weitgehend kostenlos zu nutzen. In der Folge ist das einst blühende Gewerbe der kartographischen Verlage fast komplett untergegangen. Moderne kartographische Dienstleister machen ihren Umsatz nicht mehr mit den Geodaten an sich. Google hat sein Geschäftsmodell begründet mit der Werbung, die mit den Diensten verknüpft ist. Immer wichtiger werden die Erkenntnisse aus Analysen, die ein Diensteanbieter aus der Nutzung seiner Anwendungen gewinnen kann. Als Beispiel seien die Navigationssysteme genannt. Auf der Basis der Geodaten von Straßennetzen berechnet der Diensteanbieter auf Anfrage eine Route. Beim Abfahren der Route sendet der Nutzer fortwährend Information zu seiner eigenen Position an den Diensteanbieter, woraus dieser wiederum Erkenntnisse zum Beispiel zur Verkehrsdichte ableitet.

Dass die Geodaten einen erheblichen Wert in den Geschäftsmodellen von Google und anderen Anbietern haben, erkennt man schon daran, dass die Anwendungen zwar sehr kostengünstig privat genutzt werden können, aber der Geodatenbestand selber alles andere als offen ist. Wenn der Staat nun seine Geodaten zu den Konditionen von Open Data bereitstellt, dann hegt er vor allem die Hoffnung, dass auf der Grundlage dieser Daten auch kleine und mittlere Unternehmen in die Entwicklung von innovativen Anwendungen einsteigen können. Geodaten helfen dabei, die Anwendungen zu personalisieren und somit für den individuellen Nutzer interessant zu machen.

Der Staat unterstützt Innovation im Zusammenhang mit Geodaten nicht nur durch seine Open-Data-Politik. Navigation und Positionierung wären ohne Satellitensysteme mit GPS oder Galileo kaum möglich. Die Kosten für den Betrieb trägt der Staat im Sinne einer Infrastrukturleistung für die Allgemeinheit.

Die Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) wird vom IT-Planungsrat als eine wesentliche Komponente der föderalen IT- und E-Government-Infrastruktur angesehen und ist unter den Zielen der Nationalen E-Government Strategie genannt. Dementsprechend arbeiten im Rahmen der GDI-DE Bund, Länder und Kommunen ebenenübergreifend zusammen. Inwiefern trägt die Bündelung von Geoinformationsdaten zum Bürokratieabbau bei bzw. inwiefern wird so die Effektivität des Verwaltungshandelns optimiert?

Die GDI-DE hat wesentlich dazu beigetragen, dass Geodaten der Verwaltung heute über Netzwerkdienste gefunden und genutzt werden können. Die technischen Regelwerke der GDI-DE vereinfachen die Verknüpfung von Daten aus unterschiedlichen Quellen. Die strategischen Konzepte der GDI-DE werden von Experten aus allen mit Geodaten beschäftigten Fachdisziplinen entwickelt und umgesetzt. Eingebunden sind unter anderem die Bereiche Verkehr, Umwelt und Statistik. Neben ihrer Funktion als Plattform für die unterschiedlichen Fachdisziplinen fungiert die GDI-DE auch als Bindeglied zwischen den Geodateninfrastrukturen auf europäischer Ebene, Bundesebene, Länderebene und kommunaler Ebene.

Im Gegensatz zu den Erfolgen der GDI-DE bei technischen und organisatorischen Zielen sehe ich bezüglich der Harmonisierung von Kosten und Lizenzen bei Geodaten noch erhebliche Defizite. Hier ist in Deutschland keine Einheitlichkeit festzustellen. Der Bund und wenige Länder bauen auf Open Data, während andererseits die Behörden einiger Länder ihre Geodaten selbst innerhalb der Verwaltung nur gegen Gebühr abgeben. Der Bund hat die Daten der Länder für die Nutzung in der Bundesverwaltung lizenziert und zahlt der Ländergemeinschaft dafür jährlich einen Pauschalbetrag. Die Nutzungsrechte des Bundes an den Daten der Länder sind jedoch so stark eingeschränkt, dass einige Bundesbehörden inzwischen die freien Daten von OpenStreetMap an Stelle der Amtlichen Daten als Hintergrundkarte für ihre Öffentlichkeitsarbeit im Web verwenden. Bund und Länder stehen dazu in Verhandlungen, die noch andauern.

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