Nachgefragt: Der Vorsitzende des AWV-Fachausschusses 4, Reinhard Fischer (Deutsche Post DHL Group, Bonn) im Interview

Wie kamen Sie zur AWV?
Da war mein beruflicher Werdegang nicht ganz unbeteiligt. Ich hatte Anfang der neunziger Jahre gerade die Zollverwaltung verlassen und bei Porsche eine leitende Funktion übernommen. Dort habe ich schnell gelernt, dass es durchaus Unterschiede zwischen Verwaltung und Wirtschaft gibt – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Das hat mich motiviert, nach einer Möglichkeit zu suchen, die wirtschaftliche Entwicklung auch in Verwaltungsprozessen zu reflektieren. Dann hat mir ein Kollege von IBM von der AWV berichtet.

Hat die AWV zur positiven Veränderung von Verwaltungsprozessen beigetragen?
Über die Jahre gesehen würde ich das mit einem eindeutigen Ja beantworten. Niemand kann erwarten, dass Veränderungen in jahrelang gewachsenen Verwaltungsprozessen über Nacht geschehen. Aber es ist  gelungen, in vielen Bereichen die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Verwaltung geschmeidiger zu gestalten. Meine Beobachtung ist, und das wird Sie nicht überraschen, dass diese Entwicklungen unmittelbar mit der Offenheit und dem Willen der treibenden Kräfte verbunden waren und sind. Ohne strategische Ansagen bewegt sich nichts und dafür gibt es auch bei den Themen der AWV genügend spannende Beispiele.

Welche AWV-Themen halten Sie für besonders spannend?
Da bin ich mal egoistisch und bleibe in meinem eigenen Fachausschuss. Die elektronische Kommunikation zwischen Wirtschaft und Verwaltung ist ein überaus spannendes Thema – ZUGFeRD ist ein prominentes Beispiel. Und über die Dynamik des Datenschutzrechts brauchen wir nicht philosophieren.

Wo sehen Sie die AWV in fünf Jahren?
Die weiter zunehmende Digitalisierung und der Datenschutz werden die zukünftigen Aufgaben der AWV in allen Fachausschüssen insbesondere kurz- und mittelfristig beeinflussen. Die AWV hat sich für diese Szenarien strategisch gut positioniert und kann die Spielwiese für Standardisierungen und Rechtsentwicklungen bereitstellen. Wirtschaft und Verwaltung sind gefordert, mit ihren Teams das Spiel zu gestalten.

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