Deutschkurse sind ein Nadelöhr auf dem Weg zur Arbeitsmarktintegration. Die Arbeitsagentur ist dabei von vielen Parametern, z. B. dem Angebot des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge mit allen Beschränkungen (Mangel an Lehrkräften, an Kursen, Förderung bis maximal zum Sprachniveau B1) abhängig. Vor allem die Strategie „Erst Sprachkurse, dann Arbeit“ scheint zudem veraltet. Welche Strategie wird hier mit Job-Turbo verfolgt, und können vielleicht schon erste Erfolge vermeldet werden?
Eine Sprache erlernt man, wenn man sie spricht. Neben Motivation und effizientem Lernen braucht es dazu Praxis. Untersuchungen unseres Forschungsinstituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, dass Menschen mit Fluchthintergrund besser Deutsch sprechen, wenn sie der Sprache im Alltag stärker ausgesetzt sind. Eine wesentliche Erkenntnis aus früheren Migrationsbewegungen ist, dass es nicht zwingend den größten Erfolg bringt, wenn mehrere Qualifizierungen aufeinander folgen. Es vergeht dann wertvolle Zeit, häufig auch zu viel Zeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsbausteinen, ohne dass ein Kontakt zum Arbeitsmarkt besteht. Dann geht Wissen wieder verloren – Sprache wie auch berufliche Qualifikationen, die Menschen schon aus ihren Heimatländern mitbringen. So produzieren wir Langzeitarbeitslosigkeit.
Mit dem Job-Turbo wollen wir dem entgegenwirken. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll rasch Arbeitserfahrung sammeln und sinnvoll weiter qualifiziert werden. So können die Menschen ihre fachlichen Kompetenzen im Unternehmen einbringen, gleichzeitig ihre beruflichen Sprachkenntnisse in Berufssprachkursen ausbauen und eine gegebenenfalls erforderliche berufliche Anerkennung berufsbegleitend vorantreiben.
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte und gut integrierte Geflüchtete in Helfertätigkeiten, die ausbildungsfähig und ausbildungswillig sind, könnten zu Fachkräften ausgebildet werden. Wie kann die Arbeitsagentur den Arbeitgebern dabei Hilfestellung geben, sie unterstützen und dazu beitragen, dieses Potenzial an künftigen Fachkräften zu heben? Und welche Ansätze fördern Sie, um Ausbildungen für Geflüchtete noch passender zu gestalten und auf einen erfolgreichen Abschluss der Ausbildungen hinzuwirken?
Die Bundesagentur für Arbeit bietet eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden, einstellen oder weiterbilden möchten. Als Sonderbeauftragter war meine Aufgabe auch eine Mittlerfunktion zu Arbeitgebern mit dem Ziel, Möglichkeiten bekannt zu machen und Hürden bei der Einstellung Geflüchteter abzubauen. Ich habe in den vergangenen Monaten dazu viele Gespräche mit Verbänden und Vertretern unterschiedlichster Branchen geführt. Dabei haben wir schon viel erreicht, sind mit dieser Aufgabe aber noch nicht fertig.
Eine Befragung von Arbeitgebern in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung hat gezeigt, dass weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen die wichtigsten Unterstützungsangebote zur Einstellung und Qualifizierung von Mitarbeitenden kennen. Es ist deshalb auch in Zukunft wichtig, dass wir unsere Angebote noch sichtbarer machen.
In den vergangenen Monaten haben wir im Rahmen des Job-Turbos unter anderem gezielt branchenspezifische Matching-Aktionen ausgebaut und die Informationsvermittlung durch den Arbeitgeberservice ausgeweitet. Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Jobcentern und Agenturen vor Ort haben im Rahmen des Job-Turbos 3.000 Veranstaltungen und Aktionen umgesetzt und weitere folgen.
Mit dem Qualifizierungschancengesetz gibt es vielfältige Möglichkeiten, über alle Berufe, Qualifikationsbedarfe und individuelle betriebliche Bedarfe hinweg berufsbegleitend fachliche Qualifizierungen zu fördern. So können die Weiterbildungskosten für die Beschäftigten übernommen werden und Arbeitgebern Arbeitsentgeltzuschüsse für weiterbildungsbedingte Arbeitsausfallzeiten gewährt werden. Einer der wichtigsten Aspekte sind die Sprachkenntnisse. Das Bundesamt für Migration bietet hier simultan einen berufsbegleitenden Job-Berufssprachkurs ab drei Teilnehmenden an.
Im Bereich der Berufsausbildung gibt es verschiedene Unterstützungsangebote, wie zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung, die zur Berufsorientierung dient. Sowie die „Assistierte Ausbildung“, die Auszubildende auf Prüfungen vorbereitet und bei Bedarf auch eine sozialpädagogische Betreuung beinhaltet. In jedem Fall kann auch ausbildungsbegleitend ein Berufssprachkurs absolviert werden.
Was kann getan werden, damit die verschiedenen Akteure der Arbeitsmarktintegration noch besser zusammenarbeiten?
Die Integration in den Arbeitsmarkt ist kein Selbstläufer. Integration ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Neben den Arbeitsagenturen und Jobcentern sind auch die Unternehmen, die Verbände, die Gewerkschaften, die Kommunen und Länder, sowie Beratungseinrichtungen und Migrantenorganisationen sowie die geflüchteten Menschen gefragt, damit Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelingen kann.
Ein Aspekt des Job-Turbos war es, auch durch den Sonderbeauftragten in der Mittlerrolle, den engen Schulterschluss zwischen öffentlicher Verwaltung, Unternehmen und Verbänden mit den Geflüchteten und Communities zu initiieren und zu forcieren.
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