Überblick über die Projekte

Mittlerweise finden sich über 200 Digital-Projekte aus 100 Landkreisen im KOMMUNAL.NAVIGATOR. Diese umfassen Themenbereiche wie 5G, Gesundheit, Ehrenamt, Tourismus, Bildung, Verwaltung, Katastrophenschutz und Mobilität. Neben eigenen Projekten der Landkreise sind auch Projekte aus den Förderprogrammen des Bundes gelistet, so unter anderem aus dem Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.(2) Die Auflistung ist dabei keinesfalls abschließend, denn stetig entwickeln sich neue Digitalisierungsprojekte, die in den Navigator aufgenommen werden.

Zum Themenfeld Gesundheit findet sich beispielsweise das Projekt „DAICY“, eine Covid-19-App des Main-Kinzig-Kreises. Diese App wurde gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises entwickelt, um das Gesundheitsamt während der Coronapandemie zu entlasten. Über die App besteht die Möglichkeit zur Kontaktpersonennachverfolgung, zur Meldung von Antigen-Tests sowie eine direkte Anbindung an die bestehenden IT-Systeme im Gesundheitsamt. Außerdem nutzt der Landkreis die Plattform zur verschlüsselten Datenübertragung und für Weiterleitungen an andere Landkreise im Kontaktpersonenmanagement.

Im Themenfeld Rettungsdienst setzt der Kreis Borken in seinen Rettungswagen ein Telenotarztsystem ein, mit dem Rettungskräfte vor Ort LTE-basiert durch einen zentralen Telenotarzt unterstützt werden. Dabei kann aus einer Zentrale in Aachen ein Notarzt zugeschaltet werden, der beispielsweise Medikamente freigeben kann, die die Sanitäter und Rettungsassistenten allein nicht verabreichen dürfen. Auch der Landkreis Bad Kissingen nutzt digitale Unterstützung in Notfällen. Im Projekt „Stroke Angel“ wurde dort ein System entwickelt, mit dem der Rettungsdienst bei einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt wichtige Patienteninformationen in einem mobilen Computer erfassen und an das Zielkrankenhaus übermitteln kann.

Interessant sind zudem die Projekte zur digitalen Bildung, die in den Landkreisen vorangetrieben werden. So hat der Rems-Murr-Kreis ein „mobiles Virtual-Reality-Labor“ entwickelt, das von interessierten Schulen gebucht werden kann und mit den Themen wie „Virtual Reality“ und 3D-Druck erlebbar gemacht werden. Der Landkreis Donau-Ries setzt daneben u. a. auf die Stärkung digitaler Souveränität älterer Menschen.

Die aufgezählten Beispiele sind selbstverständlich nicht abschließend, sondern sollen schlaglichtartig die Breite der kommunalen Handlungsfelder verdeutlichen.

Besondere Betonung von Open Source

Ein besonderes Augenmerk legt der KOMMUNAL.NAVIGATOR darü­ber hinaus auf Open Source Produkte. Diese können mithilfe eines eigenen Filters gesondert aufgelistet werden. Über einen Link verknüpft sich der KOMMUNAL.NAVIGATOR mit dem jeweiligen Open Source-Code Repository. Der Deutsche Landkreistag möchte auf diese Weise Open Source-Produkte befördern, deren Vorteile an dieser Stelle nur skizziert werden sollen: Open Source befördert Interoperabilität und Standardisierung, schafft Wettbewerb im Markt der IT-Dienstleister und regt die Kreisverwaltung an, eigene digitale Expertise zu nutzen und stetig auszubauen. Der Quellcode ist öffentlich zugänglich und weiternutzbar und die Produkte bieten eine gute Interoperabilität sowie Standardisierung.(3)

Ein Beispiel für ein Open Source- Projekt im KOMMUNAL.NAVIGATOR ist das Projekt „Firemon 112“ für das Amt Süderbrarup im Kreis Schleswig-Flensburg. Firemon 112 ist eine ehrenamtlich entwickelte Open Source-Software, die es freiwilligen Feuerwehren ermöglicht, Einsatzmeldungen, die per E-Mail eintreffen, darzustellen und mit weiteren einsatztaktischen Informationen anzureichern und diese auf einem Bildschirm darzustellen. So können sich die Einsatzkräfte besser organisieren und ihr Vorgehen am Einsatzort besser planen. Über die Informations- und Abrufmöglichkeit des KOMMUNAL.NAVIGATORS können weitere Landkreise und Gemeinden den Quellcode abrufen und die Software nachnutzen.

Ausblick

Austauschplattformen können ein echter Game Changer für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sein.(4) Sie beschleunigen Wissenstransfer und Standardisierung, bringen Angebot und Nachfrage zueinander und können – das sind die Erfahrungen der jüngsten krisengeprägten Jahre – in Krisen- und Katastrophensituationen wie Pandemie, Hochwasser, Migration und Flucht viel schneller als lineare Entscheidungswege Hilfestellungen und Lösungsansätze in die Fläche bringen. Nicht umsonst dominieren globale Plattformanbieter inzwischen die (Digital-)Wirtschaft. Und nicht umsonst bemüht sich auch der IT-Planungsrat um die Schaffung einer OZG-Austauschplattform, einen Marktplatz für OZG-Services. Nun umfasst der OZG-Bereich lediglich die Applikationsebene und dort auch nur die Antragsverfahren für den Bürger. Dies ist nur ein kleiner Teil der Lösungen, die Kreisverwaltung im Bereich der digitalen Daseinsvorsorge anbietet. Hierfür existierte bislang keine bundesweite Austauschplattform, es bestand also eine echte Lücke, die der KOMMUNAL.NAVIGATOR füllen soll. Als erste Ausbaustufe beschränkt er sich auf eine reine Visualisierung der vorhandenen Lösungen, mit seiner Betonung von Open Source-Projekten und einer Verlinkung auf die entsprechenden Code Repositories legt er allerdings bereits den ersten Baustein hin zu einer echten Austauschplattform.

Eine Visualisierungs- und Austauschplattform wie der KOMMUNAL.NAVIGATOR lebt vom Mitmachen und stetigem Wachstum. Helfen Sie uns mit, die Plattform mit neuen kommunalen Projekten zu befüllen, bewerben Sie das Projekt und gestalten Sie einen kleinen Baustein für mehr Nachnutzung, mehr Open Source und mehr Kooperation im kommunalen Raum!

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2 Vgl. Nadine Schartz: Landkreise können Digitalisierung. Der Landkreis, Heft 3 / 2021, S. 81 f.
3 Vgl. Positionspapier des Deutschen Landkreistages „Gemeinsam statt einsam – Nachnutzbare Software durch Open Source und offene Standards“ (online: https://bit.ly/36Xd4m4; PDF-Datei, 68 KB) und Christian Stuffrein, Der Landkreis, Heft 1 / 2022, S. 49 f.
4 Vgl. Ariane Berger: (Keine) Föderalismusreform digital, in: Martin Burgi, Christian Waldhoff (Hg.): Kommunale Selbstverwaltung im Bundes- und Finanzstaat, Köln 2022, S. 229 ff. Aus der angloamerikanischen Diskussion um „Government as a platform“ vgl. Tim O’Reilly: Government as a Platform, in: Innovations: Technology, Governance, Globalization, 2011, Vol. 6, Nr. 1, S. 13.