Neben dem Problemkreis Sprache kommt hinzu, dass ein flächendeckendes standardisiertes "Profiling" oder Ermittlung von Qualifikation und Kenntnissen fehlt. Nach zwei Jahren sind wir mit dieser grundlegenden Forderung ziemlich spät dran.
Drei Punkte fallen auf:
- Die Asylbewerber und Flüchtlinge begreifen langsam, aber immer schneller und oftmals ziemlich schmerzlich, die Komplexität einer hochentwickelten Industrie- und Konsumgesellschaft, in die der Einstieg mit hohen Hürden versehen ist. Daneben begreifen viele nach und nach die Schwierigkeiten eines Hineinwachsens in eine demokratische und pluralistische Gesellschaft.
- Frauen sind in vielen Fällen bisher nur am Rand vorgekommen, wenn es um die Heranführung an Gesellschaft, Ausbildung und Arbeit geht. Das liegt zum einen sicherlich in ihrer Stellung in den Herkunftsländern und an der Rolle als Mutter und Ehefrau. Zum anderen liegt es auch an den oft weitaus größeren traumatischen Erlebnissen, die sie hinter sich haben. Erfolg versprechende breit angelegte Ansätze für Frauen sind dringlich notwendig. Wenn für diese Gruppe nicht zügig gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, dann werden wir auf Dauer in hohem Maße Integrationsprobleme bekommen und halten. Dieses Phänomen ist nicht neu, sollte aber nicht wiederholt werden.
- Die "Ehrenamtler" sind langsam am Ende ihrer physischen und psychischen Kraft angekommen. Das hat unterschiedlichste Gründe: vom Thema Abschiebung über Frust bei der Suche nach Wohnung, Praktikums- und Ausbildungsplatz und bei der Suche nach Arbeit bis hin zu dem Kampf mit Ämtern, Behörden und Institutionen. Der zeitliche Aufwand nimmt zu und die Erfolgserlebnisse nehmen ab. Mal ganz abgesehen davon, dass auch die Zahl der Engagierten abnimmt. Vor ein paar Wochen hat die Landesregierung Brandenburg eine Umfrage unter ehrenamtlichen Helfer veröffentlicht. Dreiviertel aller Befragten gaben an, dass ihnen die Bürokratie und Formulare am meisten zu schaffen machen. Kein Wunder: Wer von den Ehrenamtlichen hat schon Erfahrung mit den vielen Anträgen und Anforderungen der Jobcenter. Wer war schon bei der Ausländerbehörde? Wer weiß, wie man einen Wohnberechtigungsschein bekommt? Wer weiß, wie Anträge für Möbel, Ausstattung und sonstige Hilfen gestellt werden? Man kann das auch als einen integrativen Prozess für Ehrenamtliche sehen.
"Nach der Flucht: Der Weg in die Arbeit - Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen in Deutschland". Ein Weg mit hohen Hürden und großen Steinen, mit großen Problemen und Schwierigkeiten, mit Frust und Niederlagen. Wer als Flüchtling und Asylbewerber diesen Weg meistert, der hat die Integration in die deutsche Gesellschaft redlich verdient.
Unsere Hilfe und unsere gemeinsame Anstrengungen sind notwendig. Sie sind die Voraussetzung für die Heranführung der Geflüchteten an unsere Gesellschaft und sie sind eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit.
AWV-Projektgruppe 1.6.2 "Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden"
Geflüchtete Menschen, die hochmotiviert alles daran setzen, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden: Wie realistisch sind die Vorstellungen vom Arbeitsalltag in Deutschland? Und wie sieht die Wirklichkeit der Unternehmen und Verwaltungen aus? Diesen Fragen widmet sich die AWV-Projektgruppe "Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden".
Die Folien der Referentinnen und Referenten stellen wir Ihnen hier als Download zur Verfügung.
Bei Interesse an der Arbeitsgruppe bitten wir um Nachricht an Frau Pfisterer unter pfisterer@awv-net.de.