Automatisierung wird zur Digitalisierung
Was damals unter dem Begriff "Automatisierung" gefasst wurde, erleben wir aktuell in der Diskussion um die "Digitalisierung" von Verwaltungstätigkeiten. Bereits 1959 findet sich in der sechsten Ausgabe der AWV-Mitteilungen der Satz: "Neue Techniken und Verfahren – dies lehren uns die letzten hundert Jahre auf allen Gebieten – verleiten immer wieder dazu, zunächst die eigentlichen Klippen und Schwierigkeiten bei der Einführung oder Umstellung zu unterschätzen". Das Thema begleitet die AWV-Facharbeit bis in die 1980er Jahre, mit COM (Computeroutput on Microfilm) wird der Mikrofilm später auch unabhängig von einem existierenden Papieroriginal als eigenes Ausgabemedium zur Speicherung und Archivierung genutzt.

In den 1990er und 2000er Jahren wurde als Folge des explodierenden Zuwachses an digitalen Daten der Mikrofilm als Archivierungsmedium weitgehend von Speichermedien wie Festplatten, Tapes und optischen Medien abgelöst. Insbesondere der Arbeitskreis 6.3 "Digitale Archivierung" des heutigen AWV-Fachausschusses "Informationswirtschaft" hat sich intensiv im Rahmen mehreren Publikationen mit dem technologischen Wandel beschäftigt.

In vielen Punkten erscheinen uns die Problemlagen des Technikeinsatzes in der Verwaltung, wie sie sich in den AWV-Mitteilungen der 1950er Jahre widerspiegeln, seltsam vertraut. Wenn wir heute an die Herausforderungen des OZG, die Nutzung der Cloud, die Blockchain, Verfahren der künstlichen Intelligenz und viele andere IT-getriebene Themen denken, so sind auch fast siebzig Jahre später die konkreten Umsetzungen und die Integration in die betriebliche Praxis weiterhin hohe Hürden für eine wirtschaftliche Nutzung. Im Arbeitskreis "Digitale Archivierung" finden sich im Jahr 2020 Themen wie "konsequent digital mit der elektronischen Archivierung" und "Herausforderungen für die elektronische Archivierung in einem internationalen Industrieunternehmen". Wir erleben auch heute eine hohe Dynamik der technischen Entwicklung gepaart mit einer hohen Unsicherheit, was den sinnvollen Einsatz dieser Entwicklungen angeht. Weiterhin gilt es, aktuelle Trends rechtzeitig zu erkennen und bezüglich der betrieblichen Bedeutung richtig einzuschätzen. Im anschließenden Beitrag des 95-Jahre-Schwerpunkts stellt Herr Zielonka aktuelle Trends der Datenspeicherung dar.

Verbindung von Technikorientierung und Fachlichkeit
In 2021 sind viele ursprünglich technisch fokussierte Themen in die Arbeitskreise der AWV eingegangen. Eine konsequente Entwicklung, wenn man nicht der technischen Entwicklung, sondern der fachlich-organisatorischen Nutzung technischer Möglichkeiten die Priorität einräumt. Von zentraler Bedeutung ist nicht mehr die Technologie per se, sondern die prozessunterstützenden Systeme, die mit Hilfe existierender Technologien entstehen. Letztlich haben alle Themen, die aktuell in den Arbeitsgremien der AWV behandelt werden, mit der Digitalisierung von Prozessen zu tun. Nur so sind heute wirtschaftliche Verwaltungsabläufe denk- und konstruierbar.

   

  

   

Über den Fachausschuss 6 "Informationswirtschaft"
Der Fachausschuss 6 wurde 1953 eingerichtet , nannte sich bis 1990 "Mikrofilm" bzw. "Mikrofilm – Optische Informationssysteme" und ab 1997 "Informationswirtschaft". Schwerpunkt des Fachausschusses sind damals wie heute Fragen des Zusammenspiels zwischen Dokumenten und Speichertechnologien in technischer, organisatorischer und rechtlicher Sicht. Heute existieren unter dem Dach des FA 6 die Arbeitskreise (AK) "Dokumentation und Archivierung von Webpräsenzen" (AK 6.2) und "Digitale Archivierung" (AK 6.3).

Nachgefragt: AWV-Interview mit dem Fachausschussvorsitzenden Dr. Hubert Salm (OIA, Düsseldorf)
Ein Interview mit dem Fachausschussvorsitzenden Dr. Hubert Salm finden Sie hier.

Weiterlesen: Weiterführende Informationen finden Sie auch in dem Fachbeitrag "Trends in der Datenspeicherung" von Rainer Zielonka (Leiter des AWV-Arbeitskreises 6.3 "Digitale Archivierung").

     

   

  

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