Ehrenamtliches Engagement gelingt, wenn alle profitieren

Vorträge in PG 1.6.2-Sitzung verdeutlichen Bedeutung des Ehrenamts bei der Integration Geflüchteter

Im Jahr 1985 beschloss die UN, den 5. Dezember jeden Jahres einer besonderen Personengruppe zu widmen. Der „Internationale Tag des Ehrenamts“ lenkt für 24 Stunden das öffentliche Interesse auf die vielen Menschen weltweit, die mit ihrem freiwilligen Engagement auf unterschiedlichste Weise dazu beitragen, das Leben in unserer Gesellschaft zu unterstützen.

Die inhaltliche Bandbreite des gesellschaftlichen Engagements ist enorm. Sie zeigt sich auch in der Arbeit der AWV, die mit dem Fokus auf Bürokratieentlastung und Digitalisierung und einem beeindruckenden Netzwerk von ehrenamtlichen Fach- und Führungskräften vom Datenschutz bis zur Webarchivierung eine breite Palette von Themen begleitet.

Dass es dabei auch immer wieder gelingt, aktuelle Fragestellungen zügig aufzugreifen, belegt die Projektgruppe 1.6.2 „Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden“. Die PG, die ihre Arbeit im Jahr 2020 mit der Veröffentlichung eines Handbuchs beendet hatte, startete im Frühsommer als Reaktion auf die seit März 2022 aus der Ukraine zu uns kommenden Menschen neu durch. Mit dem gemeinsamen Ziel, die Arbeitsmarktintegration durch eine Vernetzung zwischen öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft und Ehrenamt zu fördern, findet bei den Konferenzen der PG ein offener und vertrauensvoller Austausch statt.

Dabei beeindruckt immer wieder, wie kurzfristig, engagiert und vor allem auch einfallsreich Ehrenamtliche aktiv werden. So stellten auch in einer Webkonferenz der PG am 23. November 2022 spannende Initiativen ihre Erfolge vor.

Da ist zum Beispiel das Projekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching, präsentiert von Irena Büttner. ARRIVO begleitet Auszubildende mit Fluchthintergrund während ihrer Ausbildungszeit mithilfe von individuell zugeschnittenen Förderangeboten und motiviert sie, die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Nachhilfe und Prüfungsvorbereitung gehören dabei ebenso zum Programm wie die Unterstützung bei Alltagsproblemen oder eine individuelle Begleitung durch ehrenamtliche Mentoren. Mit Erfolg: Von den 178 Auszubildenden, die das Coaching bis zum 30. September 2022 beendet hatten, schlossen 135 die Ausbildung erfolgreich ab oder benötigten keine weitere Unterstützung mehr.

Eine Erfolgsgeschichte ist auch die im Dezember 2015 gegründete ReDI School of Digital Integration gGmbH. Die Idee dahinter: Fachleute aus der IT-Branche bieten kostenlose IT- und Programmierkurse für geflüchtete Menschen sowie Migrantinnen und  Migranten an oder begleiten die Lernenden als Mentorinnen und Mentoren. Ziel der Kurse ist, den Teilnehmenden mithilfe von Wissen und dem Zugang zu einem für beruflichen Erfolg unerlässlichen Netzwerk einen Einstieg in die IT-Branche zu ermöglichen. Seither haben über 5000 ehrenamtlich tätige Fachleute über 8000 angehende Technik-Talente begleitet. Mehr als 100 Unternehmen fördern und unterstützen die ReDI School und nutzen gleichzeitig die Chance, in einer Zeit des ausgeprägten IT-Fachkräftemangels neue Mitarbeitende zu gewinnen. Immerhin 48 Prozent der ReDI-Studierenden traten nach Ende des Kursprogramms  eine Stelle in der IT-Branche an, weitere 26 Prozent konnten in anderen Branchen Fuß fassen. Gefragt nach dem Erfolgsgeheimnis des Programms, betonte Birgit Köbl von der ReDI School, wie wichtig es sei, dass alle Beteiligten profitieren. Das ReDI-Konzept funktioniere, weil es eine Win-Win-Win-Situation für Geflüchtete, Unternehmen und Gesellschaft schaffe.

Weitere Tagesordnungspunkte der Sitzung der PG 1.6.2 waren ein Vortrag von Boris Berner (Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR)) zur aktuellen Situation in einem Kommunalen Jobcenter, ein Ausblick von Benjamin Beckmann (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) auf Neuerungen rund um Integrations- und Berufssprachkurse, die Vorstellung der Initiative „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ des BMFSFJ und ein Bericht von Dr. Ulrich Naujokat (AWV e.V.) zu einem von der AWV durchgeführten Ex-Post-Praxischeck zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Die vorgestellten Initiativen zeigen deutlich, wie sehr die Gesellschaft bei der beruflichen Integration von Menschen mit Flucht- oder Vertreibungshintergrund auf die Unterstützung durch ehrenamtliches Engagement bauen kann.

Bild: AdobeStock / Franz Pfluegl