Im Jahr 2021 besteht die AWV seit 95 Jahren. Ein Anlass, Ihnen einen Überblick über unsere Entwicklung und die Themen der Facharbeit in den letzten fünf Jahren zu geben.
Bei der Mitgliederversammlung 2018 schieden mit Giso Schütz und Wilhelm Knoop die langjährigen Vorsitzenden der Fachausschüsse (FA) 1 und 2 aus dem Vorstand aus. Nachfolger wurden Dr. Christian Schulz (BVA, FA 1) und Stefan Haussmann (Deutsche Bahn AG, FA 2). Weiterhin konnte die AWV mit Dr. Christine Brockmann (damals Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, MRN), der Unternehmerin Dr. Michaela Harlander, Astrid Hartmann (damals Lufthansa AG, heute Rolls Royce) und Professor Dr. Michèle Morner (Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer) erstmals vier weibliche Mitglieder für den Vorstand gewinnen. 2020 wurde Florian Breger (IBM) Nachfolger von Michael Maier (IBM) und im April 2021 beendeten Dr. Christine Brockmann und Andreas Nagel (Lufthansa AG) ihre Mitarbeit im Vorstand; ihre Nachfolger wurden Marco Brunzel (MRN) und Hilmar Hessel (Lufthansa AG).
Auch in der Zuordnung der AWV innerhalb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gab es eine Veränderung. Seit Mitte des Jahres 2021 wird die AWV durch das Referat „Bürokratieabbau und Bessere Rechtsetzung“ im Arbeitsstab Mittelstandsstrategie des BMWi betreut.
Seit 2018 wird die Strategie des AWV-Vorstandes zur weiteren Digitalisierung sowohl in der Geschäftsstelle als auch in der Facharbeit umgesetzt. In zwei gemeinsamen Workshops von AWV-Vorstand, AWV-Fachgremienleitungen und AWV-Fachreferentinnen und -referenten wurden weitere Synergiepotenziale der AWV erarbeitet.
Auch die internationalen Aktivitäten der AWV wurden weiter gestärkt. Bei einem Besuch in Tallinn hatte AWV-Geschäftsführer Dr. Ulrich Naujokat 2016 Gelegenheit, u. a. in einem Interview mit Siim Sikkut, dem Digital Policy Adviser der estnischen Regierung, die Digitalisierungsfortschritte Estlands kennenzulernen. 2017 und 2018 hielt Dr. Naujokat vor Studenten der Kyiv National Economic University (KNEU) Vorträge zur Digitalisierung in Deutschland und nahm auch an Gesprächen mit dem ukrainischen Reformminister teil. Seit 2019 besteht ein regelmäßiger Kontakt mit dem Institut Eurac in Bozen, das unter anderem Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung in Italien untersucht.
FA 1 „Digitalisierung und Modernisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Drittem Sektor“
Im AWV-Arbeitskreis 1.1 beschäftigten sich ab 2017 Fachleute unter anderem aus Landesrechnungshöfen mit „Innovativer Finanzkontrolle“, also der Wirkungsorientierung und Wirtschaftlichkeit bei der Verwendung öffentlicher Mittel. Im Jahr 2020 wurden die Arbeitskreisergebnisse in der Online-Publikation „Einfluss- und Erfolgsfaktoren für eine innovative Finanzkontrolle“ veröffentlicht. Seit Anfang 2021 widmet sich der AK dem Thema „Öffentliche Finanzen und Nachhaltigkeit“.
Im AWV-Arbeitskreis 1.2 „Digitalisierung und Bürokratieentlastung der Wirtschaft“ werden aktuelle Entwicklungen bei Bürokratieabbau und besserer Rechtsetzung in Deutschland und Europa, der Datenaustausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie Digitalisierungsprojekte, wie beispielsweise das Onlinezugangsgesetz (OZG), diskutiert. Weitere Themen waren auch Sichere Digitale Identitäten, der Einsatz von Blockchain in der Verwaltung, BMWi-Projekte, etwa die „TOP 100 Verwaltungsleistungen für die Wirtschaft“, das Bürokratieentlastungsgesetz II sowie die Förderung von Gründern. Auch internationale Themen wie E-Estonia wurden besprochen. Aktuelle Schwerpunkte waren 2016 die Folgen der Flüchtlingskrise auf den Arbeitsmarkt und 2020 die Corona-Krise. Hierzu wurden Studien zu pandemiebedingten Auflagen, zu Auswirkungen auf die Verwaltungsdigitalisierung und zu den sozioökonomischen Folgen von COVID-19 vorgestellt.
Im AWV-Arbeitskreis 1.3 „Digitalisierung und Bürokratieentlastung der öffentlichen Verwaltung“ waren – neben Bürokratieabbau und besserer Rechtsetzung in Deutschland und Europa – weitere Schwerpunkte die Digitalisierungsansätze der Verwaltung, z. B. in Digitalen Modellregionen, die Digitalisierung der Gesetzesfolgenabschätzung, der Einsatz der elektronischen Rechnung, Legal Tech als IT-Unterstützung für den Verwaltungsvollzug oder der Einsatz von Chatbots. Auch die OZG-Umsetzung, die föderale IT-Kooperation, die geplante Registermodernisierung und das Projekt ELFE „Einfach Leistungen für Eltern“ des Landes Bremen wurden thematisiert.
Nach Beendigung des AWV-Arbeitskreises „Strategisches Organisationsmanagement“, der sich seit 2016 mit den Interdependenzen von Mensch, Organisation und IT innerhalb der drei Sektoren beschäftigt hatte, wurde im März 2019 der neue AK 1.4 „Organisatorische Aspekte des Einsatzes von Automatisierung und künstlicher Intelligenz“ gegründet. Seither wurden unter anderem eine Arbeitsdefinition zur Künstlichen Intelligenz (KI) und eine Handreichung für eine Standardisierung des Einsatzes von KI erarbeitet sowie ein nutzungsfreundliches KI-Tool veröffentlicht. Auch wirkte der AK in der Arbeitsgruppe „Grundlagen“ der Normungsroadmap KI von DIN, BMWi und DKE mit und stellte Ansätze für den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung vor. Zudem wirkte der AK maßgeblich an der thematischen Ausgestaltung des KI-WebEvents aus Anlass des 95-jährigen Bestehens der AWV mit, das am 22. September 2021 stattfand.
Im Jahr 2018 begann der AWV-Arbeitskreis AK 1.5 „Bioökonomie und Nachhaltigkeit“ seine Tätigkeit. Gegenstand war und ist die Umsetzung der Bioökonomiestrategie der Bundesregierung. So wird untersucht, wie die verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen gestaltet werden müssen, damit auch KMU die Strategie umsetzen können. Nach einer Workshop-Reihe mit Fachleuten aus der Praxis ist für Oktober 2021 ein Workshop mit Expertinnen und Experten zum Thema Beschaffung und Nutzung bioökonomischer Materialien und Produkte geplant. Darauf aufbauend ist eine Veröffentlichung zur besseren Verbreitung der Kenntnisse über die Bioökonomie in der öffentlichen Verwaltung vorgesehen.
Der AWV-Arbeitskreis 1.6 „Bürokratieentlastung und Digitalisierung des Dritten Sektors und des bürgerschaftlichen Engagements“ behandelte seit 2016 vor allem das Arbeitsprogramm „Bessere Rechtsetzung 2014“, den europäischen rechtlichen Rahmen von Non-Profit-Organisationen, die Bürokratiebelastung von Sozialunternehmen, das destatis-Projekt „Lebenslagen“ sowie die Herausforderungen des Dritten Sektors durch die Digitalisierung. In Projektgruppen wurden 2018 ein Impulspapier zur „Modernisierung der Zuwendungspraxis für den Dritten Sektor“ und 2020 die Schrift zur „Arbeits-marktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden“ veröffentlicht, die inhaltliche Grundlage für Reformanstöße waren. Aktuelle Themen des AK sind, neben den Belastungen durch Corona, die neu in Kraft getretenen Änderungen im Gemeinnützigkeitsrecht und das geplante Zuwendungsempfängerregister.
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