Die Chancen der Interdisziplinarität sowie des Selbstbestimmten Arbeiten finden hingegen eher Anwendung im Bereich der (Open) Corporate Coworking-Spaces. Durch die verstärkte Kommunikation zwischen den Abteilungen können Abstimmungen viel schneller und effizienter stattfinden und Probleme bereits im Ansatz geklärt werden. Durch freie Zugriffszeiten auf Büroflächen können auch kreative Hochzeiten außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten von Büros ausgenutzt werden.

Daraus haben sich in der Diskussion die Risiken des Identitätsmangels sowie der „interessierten Selbstausbeutung“ ergeben. Sind zurzeit die Büros nachts nicht zugänglich, so sind die kreativen Freiräume 24h/Tag geöffnet. Eine Selbstausbeutung aufgrund von Interesse kann nicht mehr verhindert werden. Außerdem wird eine Identifizierung mit einer Unternehmenskultur erschwert, da größere Unternehmen dazu übergehen, ihre Mitarbeiter auf verschiedene Coworking-Spaces zu verteilen und somit jeder Mitarbeiter in einer anderen Arbeitskultur arbeitet.

Aus den o.g. Aspekten ergeben sich zwei ausgiebig diskutierte Schwächen. Zum einen kann mangels abschließbarer Einzelbüros und offener Kreativflächen eine Geheimhaltung von Projekten nicht absolut gewährleistet sein. Zum anderen sind im übergeordneten Rahmen die relevanten Erfolgsfaktoren zu wenig definiert. Es mangelt somit an Anforderungen, die, sofern erfüllt, den Erfolg von Coworking-Spaces und dem Arbeiten in solchen sicherstellt.

Teilnehmer/-innen des Kick-Off-Treffens. Untere Reihe v.l.n.r.: Dr. Sven Laudien, Stefan Scherr, Prof. Dr. Ricarda Bouncken, Miria Lin, Lars Görmar; zweite Reihe v.l.n.r.: Dr. Andreas Reuschl, Rüdiger Stanzl, Dr. Wolfgang Blank, Prof. Dr. Daniel Baier; dritte Reihe v.l.n.r.: Dr. Florian Geyer, Karl Täuscher, Nicolas Pampel, PD Dr. Alexandra Rese; obere Reihe v.l.n.r.: Christian Cordes, Peter Schorsch, ­Dr. Andreas Crimmann, Johanna Lienerth.

Da an dieser Stelle der Forschungsverbund „Hierda“ einsetzen wird, konnten bereits zwei besonders wichtige Instrumente identifiziert werden. Zum einen soll ein Tool Kit entwickelt werden, dass bei der richtigen Ausgestaltung des individuellen Coworking-Space unterstützt. Da nicht nur eine Konfiguration der vielfältigen Aspekte zu einem guten, funktionierenden Coworking-Space führt, soll das Tool Kit bei der Wahl der richtigen Stellschrauben eine Un-terstützungshilfe bieten. Zusätzlich dazu soll ein Pop-Up Real Lab aufgebaut werden. Dies kann ein durch die Republik rollender Bus sein, mit dem Seminare und Workshops zum Thema Coworking-Spaces angeboten werden sollen. Dadurch wird das Thema Coworking in Deutschland erfahrbar gemacht und neue Coworking-Spaces können sich überall entwickeln.

Fazit

Coworking-Spaces bieten enormes Potential, sowohl für unternehmerischen Erfolg als auch für die Humanisierung der Arbeit. Durch verbesserte Kommunikation und verstärkten Wissensaustausch können Innovationen auf Produkt-, Geschäfts- und Geschäftsmodellebene gezielt erreicht werden. Für die Nutzer von Coworking-Spaces bedeutet es, dass sie sich vermehrt selbstständig freier entwickeln können, was nicht nur Grenzen verringert und Kreativität fördert, sondern auch das Wohlbefinden stärkt. Diesen Ansätzen stehen jedoch noch Risiken und Schwächen entgehen, die durch wissenschaftliche Forschung und praktische Erprobung kalkulierbar gemacht werden müssen mit dem Ziel, diese zu beseitigen.

Da Deutschland von Anfang an als Vorreiter der Idee des Coworking in Europa galt, sollte Deutschland diese Position nicht aufgeben und sich auf verschiedenen Ebenen intensiv mit der Thematik beschäftigen. Das Forschungsprojekt „Hierda“ kann an dieser Stelle nur ein Anfang sein.


Am Projekt „Hierda“ sind folgende Institutionen beteiligt:

Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Strategisches Management und Organisation

Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Innovations- und Dialogmarketing

PwC IT Services Europe GmbH, Frankfurt am Main


WITENO GmbH, Greifswald

Gefördert durch:

Bundesministerium für Bildung und Forschung

ESF – Europäischer Sozialfonds für Deutschland

Ansprechpartner „Hierda“:

Programm
Innovationen für die Produktion,Dienstleistung und Arbeit von morgen

BMBF-Referat

Produktion und Dienstleistung; Zukunft der Arbeit (512)

Projektträger

Projektträger Karlsruhe (PTKA)

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Stefan Scherr
Tel.: 0721 608 25286,
stefan.scherr@kit.edu


Die AWV – Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. unterstützt das Projekt „Hierda“ als Verbundpartner.

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Foto: © Prof. Dr. Bouncken