Verschiedene Arten von Coworking-Spaces

Grundsätzlich können vier verschiedene Arten von Coworking-Spaces unterschieden werden: (1) Corporate Coworking-Spaces, (2) Open Corporate Coworking-Spaces, (3) Consultancy Coworking-Spaces und (4) Independent Coworking-Spaces. Im Corporate Coworking-Space ermöglicht ein Unternehmen seinen Mitarbeitern die freie Arbeitsplatzwahl und bietet statt geschlossenen Büroräumen freie, offene und kreativ gestaltete Arbeitsfläche an. Prominente Beispiele hierfür sind Google, Facebook und Apple. Im Open Corporate Coworking-Space wird diese so gestaltete Arbeitsfläche zusätzlich für externe Coworking-Space Nutzer geöffnet. Dies fördert den Wissensaustausch sowie die Kreativität. Außerdem können aus den externen Nutzern kurzfristige Projektmitarbeiter sowie langfristig neue Angestellte akquiriert werden, deren Arbeitsweise, -einstellung und -moral bereits detailliert bekannt sind. Hier sind Coworking-Spaces wie Ottobock und Modul57 zu nennen. Der Consultancy Coworking-Space ist nur für die eigenen Kunden geöffnet. So kann das Beratungsunternehmen passende und interessierte Unternehmen in einem moderierten Umfeld zusammenführen und damit Innovationen vorantreiben. Das Beratungsunternehmen fungiert nicht nur als Moderator und Anbieter zusätzlicher Dienstleistungen, sondern auch als Leumund. Ergänzend zu den Unternehmen können zusätzlich Mitarbeiter der anbietenden Beratung aktiv eingebunden werden, um Lücken in den Bereichen Wissen und Methodik zu schließen. Vorreiter ist hier PwC mit dem Experience Center in Frankfurt. Im Gegensatz zu den vorherigen Arten stehen die unabhängigen Coworking-Spaces allen Interessierten zur Verfügung. Freelancer, Start-Ups und Selbstständige können sich jederzeit, sofern ein Platz frei ist, in ein solches Coworking-Space einmieten. Dort gehen sie nicht nur ihrer Arbeit nach, sondern profitieren auch von dem sozialen Umfeld, den Gemeinschaftsräumen sowie den Freizeitmöglichkeiten. Hierfür können die Coworking-Spaces Agora und Solution Space als Beispiele dienen.

Die Arbeitswelt von morgen wird offen, dezentral und weniger berechenbar sein, sie wird Menschen fordern, sich selbst in ihr immer wieder neu zu definieren. Ausdruck findet der Paradigmenwechsel schon heute in den Coworking-Spaces wie dem Experience Center von PwC (© Luke Fox Photography / PwC).


Relevanz von Coworking-Spaces

Ursprünglich fand das Prinzip des Coworking-Space hauptsächlich im Bereich der IT und in kreativen Branchen Anwendung. Hier waren die Anforderungen an Arbeitsplätze gut zu erfassen und kostengünstig abzubilden. Auch der Silicon Valley Spirit war für die Entwicklung der Coworking-Spaces aus ebendiesen Branchen heraus förderlich. Mittlerweile gibt es jedoch zusätzlich auch viele Labore und Testcenter, die ihre Ausstattung an Start-Ups u. ä. vermieten. Der Gedanke der Nutzung von teurem Equipment in Kombination mit Ideenaustausch von Gleichgesinnten spielt hier ebenso eine Rolle wie die Förderung und Übernahme von Ideen durch interessierte Großpartner wie Unternehmen aus der freien Wirtschaft.

Besonders interessant sind Coworking-Spaces aufgrund des hohen volkswirtschaftlichen Potentials. Aber auch das ungenutzte Potential in den Bereichen Kooperation und Kommunikation für die Technologie-, Geschäftsmodellentwicklung und -innovation sowie für Gründungsaktivitäten von Gründerteams und Unternehmen wird unterschätzt. Genau an dieser Stelle besteht die Lücke hinsichtlich Best Practices für die Praxis mit wissenschaftlicher Fundierung. Welche Kooperations- und Kommunikationsmechanismen etablieren sich in den Coworking-Spaces? Gibt es Rollen oder Mechanismen, die sich institutionalisieren oder müssen sie vorgegeben werden? Durch solche und ähnliche ungeklärte Fragen gehen Potentiale für gute Arbeit sowie für Innovation und Gründungserfolgen verloren und Bedrohungen durch u.a. Ausnutzung nehmen zu. Der Forschungsverbund „Hierda“ soll zur Aufklärung beitragen.

SWOT-Analyse in Expertenrunde

Im initiierenden Kick-Off-Treffen zum Projektstart wurde eine Expertenrunde aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einberufen. In diesem Treffen wurde nach inspirierenden Vorträgen eine SWOT-Analyse durchgeführt. Mit dieser Methodik werden die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert. Dadurch wird der Status Quo umfassend dargestellt und strategische Lücken werden aufgedeckt. Im Anschluss daran wurden Instrumente zur erfolgreichen Implementierung der Idee des Coworking-Space erarbeitet.

Als Stärken wurden u.a. die Gemeinschaft, die Work-Life-Balance sowie der verstärkte Wissensaustausch identifiziert. So sind die Nutzer von Coworking-Spaces in ein soziales Umfeld eingebunden, mit dem sie sich nicht nur über berufliches austauschen können, sondern in dem auch Rückhalt sowie Motivation in angespannten Situationen gegeben werden kann. Diese Faktoren sind insbesondere für Nutzer der freien Coworking-Spaces relevant. Ein sich daraus ergebender Vorteil ist der vereinfachte Zugang zu Wissen durch Interaktion mit Gleichgesinnten an einem Ort. Nutzer, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten, können sich so besser unterstützen. Durch die Trennung von privatem Haushalt und Arbeiten im Coworking-Space wird für diese Nutzer die ­Work-Life-Balance wiederhergestellt bzw. erhöht.

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