Coworking in der digitalisierten Welt: Vorstellung des Projekts "Hierda"

Professor Dr. Ricarda B. Bouncken, Lars Görmar, Dr. Andreas J. Reuschl Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Strategisches Management und Organisation

Im Projekt „Hierda“ (www.hierda.net) setzt sich ein Verbundnetz aus Wissenschaft und Wirtschaft mit der Humanisierung digitaler Arbeit durch Coworking-Spaces auseinander. Das Projekt ist aus der Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Thema „Arbeit in der digitalisierten Welt: Sharing Economy als Auslöser von Arbeitsinnovationen“ hervorgegangen. Gefördert wird das Projekt „Hierda“ vom BMBF sowie dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland, der Projektträger ist das PTKA vom Karlsruher Institut für Technologie. 

Potentiale und Risiken digitaler Arbeit in „Coworking-Spaces“

In der heutigen Gesellschaft ermöglicht das vernetzte Arbeiten eine ständige Dynamik hinsichtlich der Konstellation von Teams sowie deren örtlicher und zeitlicher Zusammenkunft. Um dieser Freiheit und Selbstbestimmtheit in der digitalen Welt gerecht zu werden, haben sich sogenannte Coworking-Spaces entwickelt.

Coworking-Spaces, auch Cowork-Spaces genannt, sind offen gestaltete und gemeinschaftlich genutzte Büroflächen. Anstelle von Einzelbüros tritt ein offenes Bürokonzept mit Arbeitsplätzen und anderen Sitz- und Stehgelegenheiten zum Arbeiten. Coworking-Space Nutzer können dort – meist gegen eine Gebühr – einen Arbeitsplatz mieten. Sie profitieren dabei nicht nur von der zur Verfügung gestellten Büroinfrastruktur, sondern auch vom sozialen Umfeld in Form von fachlicher Inspiration und Gesellschaft zur Gestaltung der Pausen. Dies spiegelt sich zumeist auch in der räumlichen Gestaltung der Freizeiträume mit Kicker-Tischen, Hang-Out-Areas, Sitzecken ­u.ä. wider. Neben der räumlichen Gestaltung sind aber abhängig vom Definitionsansatz auch die Mentalität und die verfolgten Ziele relevant. Demnach kann ein Coworking-Space nur erfolgreich sein, wenn Betreiber und Nutzer einen offenen, gemeinschaftlichen und kreativen Austauschprozess in Gang setzen und eine Community aufbauen können. So sollen insbesondere Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen ermöglicht werden.

Coworking-Spaces sind meistens spezialisiert auf eine bestimmte Zielgruppe oder eine bestimmte Branche und stellen in ihren Räumlichkeiten verschiedenste Arten von Infrastruktur zur Verfügung. Dies geht von vollständig ausgestatteten Arbeitsplätzen mit Internetzugang und Druckern über Labore und Testcenter bis hin zu sozialen Plätzen wie Cafés, Sitzecken und Sportmöglichkeiten. Nutzer hiervon sind u.a. Einzelpersonen, aber auch kleinere Unternehmen oder Start-Ups, die sich dort zumeist zeitlich befristet einmieten. Neben den positiven Aspekten wie Networking und Wissensaustausch sowie sozialer Gesellschaft gibt es jedoch viele Risiken. Aspekte wie Überarbeitung, Selbstausbeutung und mangelnde soziale Absicherung wurden bisher dennoch wenig beachtet und erforscht. Die Konzepte zur Ausgestaltung von Organisationen, auch hinsichtlich Kommunikations- und Konfliktmanagement, sind in Coworking-Spaces zumeist nicht vorhanden. Daher sind Teams und gemeinsame Projekte eher unbeständig und zerbrechlich. Gestaltungskonzepte zu dieser Thematik wurden bislang weder von der Wissenschaft noch von der Praxis untersucht oder entwickelt.

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Foto: © Luke Fox Photography / PwC